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DER ARCHAISCHE FRIEDHOF AM STADTBERGE VON THERA 127
der so wenig wie für Knochenasche bedurfte, sie vielmehr lieber
dem Leben vorbehielt h Was endlich an kretischen Metallgefässen
nach Thera kam, entzieht sich fast ganz der Kenntnis (vgl. den
Abschnitt über die Bronzegefässe). Möglich ist also, dass jene
östliche Pithosform von Kreta nach Thera gekommen ist.
Ist somit die Thatsache fremden Ursprungs der theräischen
Hauptform wahrscheinlich gemacht, so leuchtet auch der Grund
ein: der theräische Thon gestattet bei unvollkommener Bear-
beitung nicht, ihm Formen zu geben, wie sie anderer, vor allem
der ungewöhnlich zähe kretische Thon auch in gröbster Zube-
reitung haltbar gewährt; als nun die Töpfer von Thera lernten,
vorzügliche Gefässe wie die bemalten Pithoi herzustellen, besas-
sen sie unter den altheimischen Gebrauchsgefässen keine Vor-
bilder für feinere Formen, wohl aber in denen des Ostens und
der Nachbarinsel.
Unter den bemalten Amphoren sind alle bisher be-
kannten Formen vertreten. Nur die Henkelform Thera II S.145,
Abb. 346, die auch anderwärts, z. B. im Schwarzdipylon begeg-
net, wiederholt sich allein an einem Amphoriskos (Abb. 21 ),
ebenso sind nur zwei Pithoi mit Halshenkeln gefunden worden,
deren einer (33, Beil. V 1) ganz einfache Henkel zeigt, während
der andere (32, Beil. IV 2) eine neue, offenbar der Metallarbeit
entlehnte Form bietet. Im Einzelnen heben sich manche Gefässe
heraus, so 9 durch einen besonders niedrigen weiten Hais und
die Amphoren Beil. II 2 und 4 durch sehr bauchige Formen,
wozu bei 2 noch der ungewöhnlich weite hohe Hals hinzutritt.
Ganz neu ist die Form der Amphora mit Wulst-
lippe und einfachen Halshenkeln (Abb. 20), die durch
zwei sichere Stücke und wahrscheinlich noch durch ein drittes
belegt wird. Ähnlich sind die Henkel des Pithos Beil. V 1. Dass
diese Amphorenform in Thera selten gewesen sei, lässt sich aus
der Spärlichkeit der Funde nicht ohne weiteres schliessen ; denn
sie eignete sich schlecht zur Urne. Ebenso wenig kann man
wissen, ob sie immer oder meist nur mit Streifen verziert war.
Eine Vermutung darüber am Schluss der Besprechung.

1 Die kleineren Pithoi Thera II S. 227, Abb. 424 b — d sind nach den Anga-
ben über Thon und Arbeit wahrscheinlich auch kretisch.
 
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