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ERNST PFUHL
ist. Während die Urnen bei den übrigen Gräbern einzeln neben
oder über einander verpackt sind, hat man bei 71 und 90
mehrere, zum Teil sicher nach einander in dieselbe Packung
eingebaut. Bemerkenswert ist die regelmässige Form der gros-
sen Steinpackung von 71 (Abb. 13); ihre flache Abdeckung
erinnert an die von Dragendorff beobachtete Bedeckung zuge-
schütteter Gräber (Thera II S.104, Abb. 297), doch lag sie sicher
nicht zu Tage. Mit 7 dieser Anlagen sind Opfergruben verbun-
den ; eine solche fehlt nur bei dem Einzelgrabe 103, welches
indess im Inneren eine Brandschicht enthielt, und bei 117.
Die letzten 20 Gräber, von denen nur 76 und 95 vielleicht
zwei Beisetzungen enthielten, sind Einzelpackungen, die
man höchstens in einer flachen Schieferhöhlung bettete. Am
meisten ausgebildet ist die schon mehrfach herangezogene
ovale Kuppel über dem Pithos 85 ; mit Steinplatten im Rechteck
umstellt und dann von oben zugepackt war die Urne 93. Ein-
geschnittene und gemauerte Opfergruben sind mit 17, 18, 19,
123 verbunden; die ersteren liegen in der Hangrichtung unter-
halb, letztere neben der Urne. Reste von Brandschichten fan-
den sich noch innerhalb und neben mehreren Packungen.
Die geschilderten Gräber scheiden sich nach den beiden
Hauptformen, zwischen welchen Ubergangsformen bestehen, in
verschüttete Steinpackungen und gemauerte
Kam mern. Erstere sind von der einfachen, zumal aus Eleusis
und Megara Hyblaea bekannten Art; letztere entsprechen im
wesentlichen den von Halbherr, Taramelli, Bosanquet1 und
Miss Boyd untersuchten kretischen Gräbern. Sie scheiden sich
in viereckige, kreisrunde, ovale oder hufeisenförmige und unre-
gelmässige Kammern; die viereckige Form herrscht bei weitem
vor. Die geschichtliche Stellung dieser Gräber hat Dragendorff
(S. 98 ff.) auf Grund der wenigen ihm vorliegenden rechteckigen
Kammern so treffend bezeichnet, dass seine Ausführungen hier
wörtlich wiedergegeben werden: «Die archaischen Grabkam-
mern von Thera sind für die Geschichte der griechischen Grab-
1 The Annual of the British School VIII geht uns erst während des Druckes
zu, so dass auf die dort veröffentlichten Gräber von Praigos und Palaiokasfro
nur noch kurz hingewiesen werden kann.
ERNST PFUHL
ist. Während die Urnen bei den übrigen Gräbern einzeln neben
oder über einander verpackt sind, hat man bei 71 und 90
mehrere, zum Teil sicher nach einander in dieselbe Packung
eingebaut. Bemerkenswert ist die regelmässige Form der gros-
sen Steinpackung von 71 (Abb. 13); ihre flache Abdeckung
erinnert an die von Dragendorff beobachtete Bedeckung zuge-
schütteter Gräber (Thera II S.104, Abb. 297), doch lag sie sicher
nicht zu Tage. Mit 7 dieser Anlagen sind Opfergruben verbun-
den ; eine solche fehlt nur bei dem Einzelgrabe 103, welches
indess im Inneren eine Brandschicht enthielt, und bei 117.
Die letzten 20 Gräber, von denen nur 76 und 95 vielleicht
zwei Beisetzungen enthielten, sind Einzelpackungen, die
man höchstens in einer flachen Schieferhöhlung bettete. Am
meisten ausgebildet ist die schon mehrfach herangezogene
ovale Kuppel über dem Pithos 85 ; mit Steinplatten im Rechteck
umstellt und dann von oben zugepackt war die Urne 93. Ein-
geschnittene und gemauerte Opfergruben sind mit 17, 18, 19,
123 verbunden; die ersteren liegen in der Hangrichtung unter-
halb, letztere neben der Urne. Reste von Brandschichten fan-
den sich noch innerhalb und neben mehreren Packungen.
Die geschilderten Gräber scheiden sich nach den beiden
Hauptformen, zwischen welchen Ubergangsformen bestehen, in
verschüttete Steinpackungen und gemauerte
Kam mern. Erstere sind von der einfachen, zumal aus Eleusis
und Megara Hyblaea bekannten Art; letztere entsprechen im
wesentlichen den von Halbherr, Taramelli, Bosanquet1 und
Miss Boyd untersuchten kretischen Gräbern. Sie scheiden sich
in viereckige, kreisrunde, ovale oder hufeisenförmige und unre-
gelmässige Kammern; die viereckige Form herrscht bei weitem
vor. Die geschichtliche Stellung dieser Gräber hat Dragendorff
(S. 98 ff.) auf Grund der wenigen ihm vorliegenden rechteckigen
Kammern so treffend bezeichnet, dass seine Ausführungen hier
wörtlich wiedergegeben werden: «Die archaischen Grabkam-
mern von Thera sind für die Geschichte der griechischen Grab-
1 The Annual of the British School VIII geht uns erst während des Druckes
zu, so dass auf die dort veröffentlichten Gräber von Praigos und Palaiokasfro
nur noch kurz hingewiesen werden kann.