Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER ARCHAISCHE FRIEDHOF AM STADTBERGE VON THERA 247
bauten nicht uninteressant. Ihre durch überkragende Steine ge-
bildeten Decken erinnern an die mykenischen Grabbauten, und
in der That sind sie, so gering auch ihre technische Vollendung
ist, doch Verwandte der mykenischen Kuppelgräber. Sie gehen
mit diesen auf die gleiche Urform zurück. Diese Urform liegt
uns, wie ich glaube, in den kleinen Kammergräbern der vor-
mykenischen Zeit vor, wie sie jetzt namentlich von Tsuntas in
beträchtlicher Zahl auf Syra gefunden sind. Es sind das kleine
roh gebaute Kammern, rechteckig, trapezförmig, rund, oval oder
auch von ganz unregelmässigem Grundriss. In konstruktiver
Hinsicht aber ist alles Wesentliche der Kuppelgräber schon
vorhanden. Wie diese liegen auch die Grabkammern von Syra
im Abhange, direkt unter der Oberfläche. Bei der Herstellung
hat man eine Grube ausgehoben und in diese die Wände
der Kammer gebaut, die nach oben konvergierend den Raum
schliessen. Dann wurden diese Kammern wie die Kuppelgrä-
ber verschüttet. Zugänglich waren sie durch eine nach oben
verjüngte Thür, auf welche ein kurzer Dromos hinführt. Weder
im Grundriss noch im Aufbau bringen die mykenischen Kup-
pelgräber etwas wesentlich Neues hinzu. Aber die urwüchsige,
gleichsam natürlich entstandene Form ist in ihnen zu einer vol-
lendeten Kunstform ausgestaltet.-Aber gelegentlich hat
man auch noch einmal einen anderen Grundriss gewählt: das
Kuppelgrab in Thorikos hat elliptischen Grundriss, und in nach-
mykenischer Zeit steht die durch überkragende Steine gebildete
Decke der Grabkammern besonders häufig auf quadratischer
Grundfläche.-Die Kuppelgräber gehören zu den reichen
mykenischen Fürstensitzen. Sie hören deshalb in Griechenland
mit dem Ende der mykenischen Herrlichkeit auf. Ihre beschei-
denere Urform aber, die überwölbte, aus Bruchsteinen gebaute
Kammer, hat wie so vieles andere die mykenische Zeit über-
dauert und tritt nach dem Ende derselben wieder hervor. Das
zeigen uns die Grabkammern von Thera. Auch ihr Ursprung
liegt in den kleinen Grabkammern von Syra, und sie haben
sich von ihnen weniger weit entfernt als die älteren Pracht-
gräber. In der historischen Entwicklungsreihe vertreten die
Kammergräber von Thera eine ältere Stufe als die mykeni-
schen Kuppelgräber», Weiterhin werden die verwandten nach-
 
Annotationen