Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2Ö2

ERNST PFUHL

so geschah dies mit den μωρά sehr häufig. Bisweilen vereinigte
eine Familie ihre kleinen Kinder in eigenen Gräbern, in verschüt-
teten sowohl wie in Kammern; mit den Erwachsenen zusammen
scheinen sie dagegen seltener beigesetzt worden zu sein h
Verschlossen1 2 wurde die Urne oft mit einer flachen Stein-
platte ; in drei Fällen erscheint statt dessen eine schwere Qua-
der, in einem drei Steine neben einander, einmal war ein rund-
licher Stein in den Flals geklemmt: Abweichungen, die sich alle
in dem Grabe io fanden (4, 5, 8, 10, 15). Bei der Urne 4 des
Grabes 6 war der Hals mit Steinen der Packung zugebaut. Häu-
fig diente ein Gefässfuss, bisweilen auch eine grosse Scherbe als
Verschluss. Deckel erscheinen nur fünfmal, und zwar eine flache
Scheibe bei 5 3> 2> Deckel mit senkrechtem Rande und Knauf bei
53. 1 i 3> 9'. 29> 11 und 13; die beiden letzteren waren umge-
kehrt aufgesetzt. Oft war eines der beigegebenen Gefässe in die
Mündung gesteckt, gewöhnlich Kannen, Skyphoi, Tassen, Koch-
töpfe, zweimal Amphoren (10, 11; 29,6), bei deren grösserer es
sich allerdings fragt, ob es nicht eine spätere Urne ist (29); ein
solcher Fall ist sicher bei Grab 10, 16. Flaches Geschirr wie
Schalen und Teller waren meist umgekehrt über die Mündung
gedeckt. Bisweilen war noch ein zweites Gefäss darüber gestülpt
(10, 13 ; 29, 1 und 9). Wenn die Urne gut verschlossen und nicht
zerbrochen war, so fand sich darin gar keine oder nur ganz
wenig feine Erde vor; wie diese allmählich hineingeschwemmt
worden ist, liess sich bei dem liegenden Pithos in Grab 21 deut-
lich erkennen. Wenn die fest verschlossene Amphora 29,1 sogar
etwas Bimsstein und Schiefer enthielt, so ist oben versucht wor-
den, dies als zufällig zu erklären ; eine absichtlich beigegebene
Scholle würde gewiss nicht aus so grobem Schutt bestanden
haben. Es ist also keinerlei Grund zu der Annahme, dass man
zu den verbrannten Gebeinen oder zu den Kinderleichen je Erde
in die Urne geschüttet habe.

1 Zugeschüttete Gräber mehrerer Kinder z. B. 70, 71, 90, 113, Kammern 5, 6,
55. 63 (?) und 115, falls es nicht zugeschüttet war; Felskämmerchen 108 und m.
Kinder mit Erwachsenen zusammen 10, 21, 53 102, vielleicht auch 1, 29, 33 ;
selbst wenn man alle leeren Gefässe, die nicht ganz offenbar Beigaben sind, für
Kinderurnen ansieht, werden es nicht viele,
2 Vgl. Dragendorff S. 91 f.
 
Annotationen