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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 28.1903

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Sōtēriadēs, Geōrgios: Das Schlachtfeld von Chäronea und der Grabhügel der Makedonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42076#0347
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DAS SCHLACHTFELD VON CHÄRONEA

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rückt sein sollen, als sie zum Angriff gegen Philipp schritten
(Kromayer S. 168). Kromayer bezeichnet ihn mit «Turm» ; ein
Turm hat aber hier nie gestanden, es sei* denn eine Bauern-
hütte, deren elendes Mauerwerk noch zu sehen ist; sonst ist der
Vorsprung felsig. Stand aber Philipp schon vor der Schlacht
da, so brauchte er sich nicht zurückzuziehen, um die Athener
weiter auf die Ebene zu locken, denn so hätte er unnötiger-
weise seine feste Position aufgegeben ; diese hätten dann die
Athener in Besitz genommen und die Makeclonen von über-
höhtem Gelände angegriffen. Stand er vor dem felsigen Vor-
sprung, also ziemlich nahe bei der athenischen Schlachtlinie,
so war die Entfernung der beiden Heere eine ganz geringe, und
die Folgen des voreiligen Angriffs der Athener, von welchen
die Quellen sprechen, konnten nicht eintreten — abgesehen
davon, dass auf jeden Fall die Athener für ihre äusserste linke
Flanke an den Hängen der kyklopischen Burg und an den
Erhöhungen unter ihr eine sichere Deckung behielten.

So viele Bedenken gegen die Richtigkeit der Annahme,
dass die Athener ihren Angriff gegen Philipp von der Stadt
aus unternahmen, müssen uns zu dem Gedanken führen, dass
die Schlacht nicht in ihrer Nähe geliefert worden ist. Wenn
wir das Schlachtfeld etwas östlicher verlegen, in die Linie
zwischen dem Grabhügel der Makedonen und dem westlichen
felsigen Vorsprung des Thurion, an welchem der Bach Molos
vorbeifliesst, so erfüllen sich alle Bedingungen einer guten
Deckung' beider griechischen Flügel, während alle Schwierig-
keiten in Bezug auf die Vorgänge am linken Flügel verschwin-
den h Nur hier lässt sich auch leicht erklären, wie Philipp

1 Über die Aufstellung der Reiterei und der leichten Truppen der Griechen
sowohl wie der Makedonen geben uns die Quellen keinen Aufschluss. Am linken
griechischen Flügel werden wohl leichte Truppen die Flanken am Abhang des
Iveratapasses gedeckt haben. Der Plan der Schlacht von Mantinea im Jahre 362
kann uns eine Vorstellung davon geben, wie ungefähr, obgleich vielleicht in ein-
facherer Weise, Abteilungen berittener uncl leichter Truppen in der Schlacht
von Chäronea benutzt worden sind. Wir haben aber kein Recht, hier mehr ins
Einzelne zu gehen, da uns in dieser Flinsicht die Quellen ganz im Stiche lassen.
 
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