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O. WEINREICH
wir ihn dem Kreis der orientalischen Gottheiten einzureihen
haben.
Die samothrakischen Gottheiten kamen schon bei der
Weihung an die Asklepioi Hypataioi in Frage; ihnen ge-
bührt vielleicht auch das έπήκοος, das auf einer andern the-
raeischen Inschrift ihr Altar trägt (45). Was der verschrobene
Artemidoros von Perge eigentlich gemeint hat, ist nicht
recht klar. Liegt eine kühne Metapher voi-, ist der Altai-, ‘der
den Betenden Erhörung bringt’, für seine Herren gesetzt,
vielleicht durch Ungeschick des Poeten? (vgl. Hiller von
Gaertrigeu, Thera III 94). Oder redet der Manu mit bewuss-
ter Absicht von dem βωμός έπήκοος? Einen Ort, von dem aus
man gehört werden kann, nennt der Grieche έπήκοον1; an
diese locale Bedeutung wäre vielleicht zu denken. Aber da
wir es mit einer Weihung zu tun haben, liegt έπήκοος in dem
üblichen sacralen Sinn ‘gnädig’ oder ‘Erhörung gewährend’
doch näher. Artemidoros, der aus dem Osten stammt, aus
Pamphylieu und orientalische Gottheiten verehrt, geht noch
einen Schritt weiter als die Syrer; die kennen einen Zeus
Bomos Epekoos, einen Gott-Altar (daidiber unten mehr), Arte-
midoros gibt dem heiligen Altar selbst, in einer nun nicht
mehr so unerhörten Übertragung, das Beiwort der Gottheit.
Im Grunde tut er kaum anderes als diejenigen, die Ohren
in Relief anbriugen lassen, damit sie erhört werden (s. Ab-
schnitt II).
In den Kulten Kleinasiens tritt das Epitheton έπήκοος
— ausser εΰήκοος in 71a immer diese Form des Begriffs —
häufig auf. Es handelt sich teils um Localkulte, teils um
solche, die Gemeingut der antiken Welt im späteren Alter-
tum sind. Zu diesen gehören die Weihungen an Asklepios
Epidaurios Pergamenos (37) — der pergamenische Gott steht
an Ruhm dem epidaurischen kaum nach2 — an Asklepios
' Z. B. Xenoplion, atiab. II 5, 38: έπεί δ’έστησαν ές έπήκοον. Lukian,
contempl. 20: εΐ ταϋτα έξ έπηκόου έμβοήσαιμι (χύτοίς.
2 Seit Pilling, Pergamenische Kulte, Programm Naumburg 1903, 23 ff.
hat sich das Material erheblich vermehrt. Ich nenne nur die Behandlung
der Münzen : Fritze, Nomisma II 19 ff.; Münzen von Pergamon, Abhandl.
d. Berl. Akad. 1910 passim; Svoronos, Journal internat. d’archeol. nurnis-
O. WEINREICH
wir ihn dem Kreis der orientalischen Gottheiten einzureihen
haben.
Die samothrakischen Gottheiten kamen schon bei der
Weihung an die Asklepioi Hypataioi in Frage; ihnen ge-
bührt vielleicht auch das έπήκοος, das auf einer andern the-
raeischen Inschrift ihr Altar trägt (45). Was der verschrobene
Artemidoros von Perge eigentlich gemeint hat, ist nicht
recht klar. Liegt eine kühne Metapher voi-, ist der Altai-, ‘der
den Betenden Erhörung bringt’, für seine Herren gesetzt,
vielleicht durch Ungeschick des Poeten? (vgl. Hiller von
Gaertrigeu, Thera III 94). Oder redet der Manu mit bewuss-
ter Absicht von dem βωμός έπήκοος? Einen Ort, von dem aus
man gehört werden kann, nennt der Grieche έπήκοον1; an
diese locale Bedeutung wäre vielleicht zu denken. Aber da
wir es mit einer Weihung zu tun haben, liegt έπήκοος in dem
üblichen sacralen Sinn ‘gnädig’ oder ‘Erhörung gewährend’
doch näher. Artemidoros, der aus dem Osten stammt, aus
Pamphylieu und orientalische Gottheiten verehrt, geht noch
einen Schritt weiter als die Syrer; die kennen einen Zeus
Bomos Epekoos, einen Gott-Altar (daidiber unten mehr), Arte-
midoros gibt dem heiligen Altar selbst, in einer nun nicht
mehr so unerhörten Übertragung, das Beiwort der Gottheit.
Im Grunde tut er kaum anderes als diejenigen, die Ohren
in Relief anbriugen lassen, damit sie erhört werden (s. Ab-
schnitt II).
In den Kulten Kleinasiens tritt das Epitheton έπήκοος
— ausser εΰήκοος in 71a immer diese Form des Begriffs —
häufig auf. Es handelt sich teils um Localkulte, teils um
solche, die Gemeingut der antiken Welt im späteren Alter-
tum sind. Zu diesen gehören die Weihungen an Asklepios
Epidaurios Pergamenos (37) — der pergamenische Gott steht
an Ruhm dem epidaurischen kaum nach2 — an Asklepios
' Z. B. Xenoplion, atiab. II 5, 38: έπεί δ’έστησαν ές έπήκοον. Lukian,
contempl. 20: εΐ ταϋτα έξ έπηκόου έμβοήσαιμι (χύτοίς.
2 Seit Pilling, Pergamenische Kulte, Programm Naumburg 1903, 23 ff.
hat sich das Material erheblich vermehrt. Ich nenne nur die Behandlung
der Münzen : Fritze, Nomisma II 19 ff.; Münzen von Pergamon, Abhandl.
d. Berl. Akad. 1910 passim; Svoronos, Journal internat. d’archeol. nurnis-