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AUS DEM DIPYLON.
Während der neuerdings von der Archaeologischen Ge-
sellschaft zu Athen unter Prof. Brueckners Leitung mit so
gutem Erfolg ausgeführten Grabungen im Friedhof am Kera-
meikos (vgl. Αρχ. Έφημ. 1910, 95; Arch. Anzeiger 1910, 155;
1911, 121; Πρακτικά 1909, 105. 1910, 101) ist mir eines Tages
aufgefallen, dass eine im nördlichen Teil des Dipylon ver-
mauerte Marmorplatte auf ihrer nach dem Inneren des Baues
gekehrten Schmalseite eine Doppelrosette trug, die auf eine
Grabstele hinwies. Die Umkehrung des Steines hat uns in
der Tat die Schriftfläche des Denkmals geschenkt, von der
Z. 4-8 in Abb. 1 erscheinen.
Die Platte ist hoch 2 m, breit oben 0,51, unten 0,58,
dick 0,225; Durchmesser der Rosette 0,17 m. Das einstige
Vorhandensein dreier anderer Rosetten, deren zwei an der
Vorderseite oben über dem ersten Namen, die dritte an der
Schmalseite an einer der erhaltenen Rosette entsprechenden
Stelle angebracht waren, bezeugen die durch die Wegmeis-
selung entstandenen rauhen Flächen des Steines. Die in vier-
zehn Zeilen eingegrabenen Namen der Verstorbenen stam-
men, der Schriftform nach, aus ungefähr derselben Epoche;
die Verschiedenheit ihrer Grösse (0,045 und 0,017 Höhe) ist
dann wohl durch Raummangel zu erklären. Zwischen der
dritten und vierten Zeile, also zwischen dem Namen des
Gemahls und seiner Gattin, ist ein Raum von 0,61 leer ge-
lassen; da aber von Bemalung nicht die geringste Spur vor-
handen und daher von einer da gemalten Lutrophoros, Tae-
nie oder ähnlichen Ornamenten abzusehen ist, so haben wir
uns diesen Teil der Stele an bestimmten Tagen von einer
wirklichen Schleife umschlungen zu denken, nach dem Muster
von zahlreichen weissen Lekythen und Grabstelen mit auf-
gemalter Binde, zu denen kürzlich viele neue Beispiele aus
Pagasai hinzugekommen sind. (Vgl. z. B. das schöne Grabmal
AUS DEM DIPYLON.
Während der neuerdings von der Archaeologischen Ge-
sellschaft zu Athen unter Prof. Brueckners Leitung mit so
gutem Erfolg ausgeführten Grabungen im Friedhof am Kera-
meikos (vgl. Αρχ. Έφημ. 1910, 95; Arch. Anzeiger 1910, 155;
1911, 121; Πρακτικά 1909, 105. 1910, 101) ist mir eines Tages
aufgefallen, dass eine im nördlichen Teil des Dipylon ver-
mauerte Marmorplatte auf ihrer nach dem Inneren des Baues
gekehrten Schmalseite eine Doppelrosette trug, die auf eine
Grabstele hinwies. Die Umkehrung des Steines hat uns in
der Tat die Schriftfläche des Denkmals geschenkt, von der
Z. 4-8 in Abb. 1 erscheinen.
Die Platte ist hoch 2 m, breit oben 0,51, unten 0,58,
dick 0,225; Durchmesser der Rosette 0,17 m. Das einstige
Vorhandensein dreier anderer Rosetten, deren zwei an der
Vorderseite oben über dem ersten Namen, die dritte an der
Schmalseite an einer der erhaltenen Rosette entsprechenden
Stelle angebracht waren, bezeugen die durch die Wegmeis-
selung entstandenen rauhen Flächen des Steines. Die in vier-
zehn Zeilen eingegrabenen Namen der Verstorbenen stam-
men, der Schriftform nach, aus ungefähr derselben Epoche;
die Verschiedenheit ihrer Grösse (0,045 und 0,017 Höhe) ist
dann wohl durch Raummangel zu erklären. Zwischen der
dritten und vierten Zeile, also zwischen dem Namen des
Gemahls und seiner Gattin, ist ein Raum von 0,61 leer ge-
lassen; da aber von Bemalung nicht die geringste Spur vor-
handen und daher von einer da gemalten Lutrophoros, Tae-
nie oder ähnlichen Ornamenten abzusehen ist, so haben wir
uns diesen Teil der Stele an bestimmten Tagen von einer
wirklichen Schleife umschlungen zu denken, nach dem Muster
von zahlreichen weissen Lekythen und Grabstelen mit auf-
gemalter Binde, zu denen kürzlich viele neue Beispiele aus
Pagasai hinzugekommen sind. (Vgl. z. B. das schöne Grabmal