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MITTEILUNGEN AUS MEINER SAMMLUNG IV.
( Hierzu Tafel I).
1. Statuette des Hermes Diskobolos?
Die auf Taf. I 1. 2 abgebildeten Fragmente sind in
Kairo im Kunstliandel erworben worden. Sie sind beide aus
Gipsstuck gegossen, zeigen die gleiche marmorartig geglät-
tete Oberfläche und den gleichen leicht porösen Kern, den
wir von ähnlichen Gipsfiguren in Ägypten kennen. Das Bein
ist im oberen Teil hohl; die Höhlung verengert sich aber
nach unten und der unterste Teil, sicher der Fuss, sind mas-
siv. Völlig massiv ist im erhaltenen Stück der Arm. An der
Zusammengehörigkeit von Arm und Bein wird man nicht
wohl zweifeln dürfen. Nicht nur die Technik, die stilisti-
sche Behandlung, auch die Proportionen stimmen durchaus:
L. des Beins 0,1 8, des Unterarms bis zum Fingeransatz 0,09 m.
Der rechte Unterarm mit der einen Diskos fassenden
Hand (der Daumen ist abgebrochen) zeigt einen bemerkens-
werten Unterschied in der Ausarbeitung der äusseren und
der inneren Fläche: während bei der äusseren die Muskula-
tur und die leise Drehung gut durchgeführt sind, ist die
Unteransicht des Arms mit den Fingerspitzen grob vernach-
lässigt: die Hand muss also so vor den Körper geführt wor-
den sein, dass nur die Aussenseite sichtbar war. Die Figur,
zu der das erhaltene linke Bein gehörte, stand auf dem rech-
ten Fuss: für jemanden der mit der Rechten den Diskos schleu-
dern will, die natürliche Stellung. Und ich finde hierin einen
neuen Beweis, dass Arm und Bein zur gleichen Figur gehören.
Am Knöchel sind zwei kurze wagrechte Ansätze, die man
nur als Flügel deuten kann. Dann aber stammt das Bein von
einer Hermes-Statuette, und dieser Hermes führte den Diskos.
Das archäologische Material über Hermes Diskoboies
hat zuletzt Habich (Arch. Jahrb. 1898, 57 ff.) zusammenge-
stellt. Auch wer seine Deutung der vaticanischen Statue
MITTEILUNGEN AUS MEINER SAMMLUNG IV.
( Hierzu Tafel I).
1. Statuette des Hermes Diskobolos?
Die auf Taf. I 1. 2 abgebildeten Fragmente sind in
Kairo im Kunstliandel erworben worden. Sie sind beide aus
Gipsstuck gegossen, zeigen die gleiche marmorartig geglät-
tete Oberfläche und den gleichen leicht porösen Kern, den
wir von ähnlichen Gipsfiguren in Ägypten kennen. Das Bein
ist im oberen Teil hohl; die Höhlung verengert sich aber
nach unten und der unterste Teil, sicher der Fuss, sind mas-
siv. Völlig massiv ist im erhaltenen Stück der Arm. An der
Zusammengehörigkeit von Arm und Bein wird man nicht
wohl zweifeln dürfen. Nicht nur die Technik, die stilisti-
sche Behandlung, auch die Proportionen stimmen durchaus:
L. des Beins 0,1 8, des Unterarms bis zum Fingeransatz 0,09 m.
Der rechte Unterarm mit der einen Diskos fassenden
Hand (der Daumen ist abgebrochen) zeigt einen bemerkens-
werten Unterschied in der Ausarbeitung der äusseren und
der inneren Fläche: während bei der äusseren die Muskula-
tur und die leise Drehung gut durchgeführt sind, ist die
Unteransicht des Arms mit den Fingerspitzen grob vernach-
lässigt: die Hand muss also so vor den Körper geführt wor-
den sein, dass nur die Aussenseite sichtbar war. Die Figur,
zu der das erhaltene linke Bein gehörte, stand auf dem rech-
ten Fuss: für jemanden der mit der Rechten den Diskos schleu-
dern will, die natürliche Stellung. Und ich finde hierin einen
neuen Beweis, dass Arm und Bein zur gleichen Figur gehören.
Am Knöchel sind zwei kurze wagrechte Ansätze, die man
nur als Flügel deuten kann. Dann aber stammt das Bein von
einer Hermes-Statuette, und dieser Hermes führte den Diskos.
Das archäologische Material über Hermes Diskoboies
hat zuletzt Habich (Arch. Jahrb. 1898, 57 ff.) zusammenge-
stellt. Auch wer seine Deutung der vaticanischen Statue