Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

DOI Artikel:
Bissing, Friedrich Wilhelm von: Mitteilungen aus meiner Sammlung, 4
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0082
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70

FR. W. V. BISSING

ablelmt — ich gestehe, mich mit ihr nicht befreunden zu kön-
nen— muss die Existenz des Typus zugeben, für den unsere
Fragmente den ersten statuarischen Beleg liefern würden.
Die Fragmente sind wohl die Matrizen weiterer Stück-
formen für Bronzestatuetten, und die mehrfach, z. B. unter
der Fusssolile, ansetzenden Gipsklumpen dürften von den
auf ihnen geformten Gipsformen herstammen. Für ähnliche
Modelle vgl. man C. C. Edgar, Greek Moulds (Catalogue ge-
neral du Caire) S. III ff. Taf. XIII 32158. 32164 u.s. f.; Ruben-
sohn, Hellenist. Silbergerät in antiken Gipsabgüssen 1911.
Unsere Fragmente dürften der frühen Kaiserzeit angehören.
2. Zwei archaische Frauenköpfe aus Thon
(Taf. I 5/6. 7/8).
In Naukratis gefunden; der grössere, aus sehr hartem,
dunkelbraunem Thon, gehörte zu einer Frauenstatuette. Ei-
lst unten abgebrochen und zum Zweck des Aufsetzens ist
ein cylinderförmiges Loch eingebohrt worden. An mehreren
Stellen haftet ein gelblicher Überzug, der aber kaum von
ehemaliger Bemalung herrühren dürfte. H. 0,04 m.
Die Frau trägt leicht welliges, vorne gescheiteltes Haar,
das die Ohren verdeckt und nach hinten in einer spitzen,
steifen Haube zusammengenommen ist, die ohne weiteres an
den tutulus der Etrusker erinnert (s. die Abb. bei Helbig,
Über den Pileus der alten Italiker, Münch. Sitz.-Ber. 1880
Taf. II, und Homer. Epos2 222). Besonders ähnlich ist die
Haube der Frau hinter Klytaimnestra, auf dem Relief vom
Nemisee, für das Furtwängler (Ant. Gemmen III 266 ff.) wohl
mit Recht latinischen Ursprung geltend gemacht hat (Mi-
chaelis, Handbuch9 207 sieht es als westionische Arbeit, wohl
aus dem clialkidischen Kyme, an). Allein dass diese Tracht
nicht in Italien entstanden sei, ist die allgemeine Annahme:
sie wird durch unseren in Aegypten gefunden Kopf nur er-
härtet. Und bei den zahlreichen Beziehungen zwischen Nau-
kratis und der ionischen Kultur und Kunst wird man in die-
sem und dem daneben (Taf. I 3. 4) abgebildeten, von mir in
Naukratis gekauften Köpfchen eine willkommene Bestäti-
gung der Vermutung sehen, dass die Frauenhaube dieser
 
Annotationen