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ΘΕΟΙ ΕΠΗΚΟΟΙ
I.
Wer zu den Göttern betet, wünscht dass sie ihn gnädig
erhören, und wer ihnen Dank zu sagen hat, wird gern die
Geneigtheit, mit der sie ihm halfen, zu rühmen wissen. ‘Der
die Gebete erhört’ ist ein Beiwort, das manche Götter tra-
gen, orientalische und aegyptische, griechische und römische.
Für diese sind exaudiens, exaudientissimus die gebräuchlich-
sten Formeln, für jene das üblichste Wort έπήκοος, dialektisch
έπάκοος; daneben finden sich auch ευάκοος, ευήκοος, εΰάκουστος,
καχήκοος und υπάκοος. Die literarischen Belege für den Ge-
brauch dieser Worte sind nicht gerade zahlreich 1 und erge-
ben für ihr Vorkommen im Kult nicht allzuviel, wie denn
έπήκοος zunächst mehr ein rühmendes Epitheton als ein
eigentlicher Kultbeiname war2; erst in der späteren Zeit,
besonders unter dem Eindringen orientalischen Einflusses,
hat es an Bedeutung und Selbständigkeit gewonnen, wie uns
die inschriftlichen Zeugnisse lehren.
Beim Gebet, in feierlicher Anrufung oder gehobener,
eindrucksvoller Redeweise hat έπήκοος seine Stelle. Plato
verwendet es in seinen Alterswerken mehrfach. Im Philebos
steht es am Eingang eines neuen Abschnitts der Untersu-
chung, in einer Wendung, die gleichsam göttlichen Bei-
stand erbittet und verheisst (25 B): θεός μέν ουν (sc. φράσει),
άν πέρ γε έμοΐς ευχαΐς έπήκοος γίγνηταί τις θεών, worauf Protar-
chos dem Sokrates erwidert: ευχου δή και σκοπεί. Besonders
bemerkenswert und von Plato durch die Worte έγώ έρώ, και
γάρ συν άξιον, ώ ορίλοι, άκουειν ιά γε δή τοιαϋτα selbst hervor-
gehoben ist ein Abschnitt der Gesetze, wo über Götter-
1 Zu den im Thesaurus gesammelten Stellen sind besonders einige
Beispiele aus Papyri nachzutragen, vgl. unten S. 4.
- Poland, Griechisches Vereinswesen, Leipzig 1 909, 238.
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXVII
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ΘΕΟΙ ΕΠΗΚΟΟΙ
I.
Wer zu den Göttern betet, wünscht dass sie ihn gnädig
erhören, und wer ihnen Dank zu sagen hat, wird gern die
Geneigtheit, mit der sie ihm halfen, zu rühmen wissen. ‘Der
die Gebete erhört’ ist ein Beiwort, das manche Götter tra-
gen, orientalische und aegyptische, griechische und römische.
Für diese sind exaudiens, exaudientissimus die gebräuchlich-
sten Formeln, für jene das üblichste Wort έπήκοος, dialektisch
έπάκοος; daneben finden sich auch ευάκοος, ευήκοος, εΰάκουστος,
καχήκοος und υπάκοος. Die literarischen Belege für den Ge-
brauch dieser Worte sind nicht gerade zahlreich 1 und erge-
ben für ihr Vorkommen im Kult nicht allzuviel, wie denn
έπήκοος zunächst mehr ein rühmendes Epitheton als ein
eigentlicher Kultbeiname war2; erst in der späteren Zeit,
besonders unter dem Eindringen orientalischen Einflusses,
hat es an Bedeutung und Selbständigkeit gewonnen, wie uns
die inschriftlichen Zeugnisse lehren.
Beim Gebet, in feierlicher Anrufung oder gehobener,
eindrucksvoller Redeweise hat έπήκοος seine Stelle. Plato
verwendet es in seinen Alterswerken mehrfach. Im Philebos
steht es am Eingang eines neuen Abschnitts der Untersu-
chung, in einer Wendung, die gleichsam göttlichen Bei-
stand erbittet und verheisst (25 B): θεός μέν ουν (sc. φράσει),
άν πέρ γε έμοΐς ευχαΐς έπήκοος γίγνηταί τις θεών, worauf Protar-
chos dem Sokrates erwidert: ευχου δή και σκοπεί. Besonders
bemerkenswert und von Plato durch die Worte έγώ έρώ, και
γάρ συν άξιον, ώ ορίλοι, άκουειν ιά γε δή τοιαϋτα selbst hervor-
gehoben ist ein Abschnitt der Gesetze, wo über Götter-
1 Zu den im Thesaurus gesammelten Stellen sind besonders einige
Beispiele aus Papyri nachzutragen, vgl. unten S. 4.
- Poland, Griechisches Vereinswesen, Leipzig 1 909, 238.
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXVII
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