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A. S. ARVANITOPULLOS
Dass sie jedoch keine Erfindung der Alexandriner sind, be-
weisen die Thonfiguren von Eroten aus Tanagra und ande-
ren Orten des eigentlichen Griechenlands. Überdies sind diese
kleinen Eroten lebendiger und wahrer als die alexandrini-
nischen, wie ein einfacher Vergleich mit den kraftlosen und
schlaffen Eroten z. B. in Monum. Piot V pl. 5 6, bei Schrei-
ber, a. a. O. 461 und Taf. IV etc. zeigt.
Die Darstellung ist dem täglichen Leben der Zecher ent-
nommen. Die Alexandriner waren unerschöpflich darin, die
Tätigkeit der kleinen Eroten in der lustigsten und phantas-
tischesten Weise zu variieren (Furtwängler, Roschers Lexi-
kon I 1, 1365 ff.; Baumeister, Denkmäler I 447 fig. 4,95; Arch.
Anz. 1903, 84 u. a. m.). Obwohl aber solche Variationen erhal-
ten sind, habe ich doch keine Darstellung finden können,
die eine engere Ähnlichkeit mit unserem Erotenchor auf-
weist. Bemerkenswert ist an ihnen die lebendige Frische,
ohne alles Schematische: der Flötenspieler, die beiden Tän-
zer und die beiden bedienenden Eroten geben ein symme-
trisch componiertes Bild aus dem täglichen Leben und atmen
Naturwahrheit.
Auf dem Bauche des Alabastron befindet sich d i e
Hauptdarstellung in kräftigem Relief. Die Eroten tragen
mehr ornamentalen Charakter und können nur eine entfernte
Beziehung zu der Hauptdarstellung haben. Den Mittelpunkt
nimmt eine jugendliche Frau ein; sie sitzt in Dreiviertel-
ansicht auf einem würfelförmigen einfachen Sitz, den man
wohl als steinern annehmen darf, und der aussen von unre-
gelmässiger Form ist. Solche Sitze hiessen, wie es scheint,
ανάπαυλαι (vgl. meine Abhandlung περί των ευθυνών των
αρχόντων, Athen 1900, 134 und Άρχ. Έφημ. 1910,379 Abb. 9).
Über diesen hat die Frau als Decke einen Teil ihres Ge-
wandes gebreitet. .Ihre Füsse sind nackt. Den rechten, etwas
nach vorne gedrehten setzt sie fast mit der ganzen Sohle,
den linken mit den Fussspitzen auf. Sie trägt einen dünnen
Chiton, der bis auf die Knöchel herabreicht und unter den
Brüsten fest wie ein Gürtel anliegt, und auf dem Rücken ein
Himation, von dem ein Stück am rechten Oberschenkel und
auf dem linken Arme sichtbar wird, während der Rest über
A. S. ARVANITOPULLOS
Dass sie jedoch keine Erfindung der Alexandriner sind, be-
weisen die Thonfiguren von Eroten aus Tanagra und ande-
ren Orten des eigentlichen Griechenlands. Überdies sind diese
kleinen Eroten lebendiger und wahrer als die alexandrini-
nischen, wie ein einfacher Vergleich mit den kraftlosen und
schlaffen Eroten z. B. in Monum. Piot V pl. 5 6, bei Schrei-
ber, a. a. O. 461 und Taf. IV etc. zeigt.
Die Darstellung ist dem täglichen Leben der Zecher ent-
nommen. Die Alexandriner waren unerschöpflich darin, die
Tätigkeit der kleinen Eroten in der lustigsten und phantas-
tischesten Weise zu variieren (Furtwängler, Roschers Lexi-
kon I 1, 1365 ff.; Baumeister, Denkmäler I 447 fig. 4,95; Arch.
Anz. 1903, 84 u. a. m.). Obwohl aber solche Variationen erhal-
ten sind, habe ich doch keine Darstellung finden können,
die eine engere Ähnlichkeit mit unserem Erotenchor auf-
weist. Bemerkenswert ist an ihnen die lebendige Frische,
ohne alles Schematische: der Flötenspieler, die beiden Tän-
zer und die beiden bedienenden Eroten geben ein symme-
trisch componiertes Bild aus dem täglichen Leben und atmen
Naturwahrheit.
Auf dem Bauche des Alabastron befindet sich d i e
Hauptdarstellung in kräftigem Relief. Die Eroten tragen
mehr ornamentalen Charakter und können nur eine entfernte
Beziehung zu der Hauptdarstellung haben. Den Mittelpunkt
nimmt eine jugendliche Frau ein; sie sitzt in Dreiviertel-
ansicht auf einem würfelförmigen einfachen Sitz, den man
wohl als steinern annehmen darf, und der aussen von unre-
gelmässiger Form ist. Solche Sitze hiessen, wie es scheint,
ανάπαυλαι (vgl. meine Abhandlung περί των ευθυνών των
αρχόντων, Athen 1900, 134 und Άρχ. Έφημ. 1910,379 Abb. 9).
Über diesen hat die Frau als Decke einen Teil ihres Ge-
wandes gebreitet. .Ihre Füsse sind nackt. Den rechten, etwas
nach vorne gedrehten setzt sie fast mit der ganzen Sohle,
den linken mit den Fussspitzen auf. Sie trägt einen dünnen
Chiton, der bis auf die Knöchel herabreicht und unter den
Brüsten fest wie ein Gürtel anliegt, und auf dem Rücken ein
Himation, von dem ein Stück am rechten Oberschenkel und
auf dem linken Arme sichtbar wird, während der Rest über