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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Arbanitopulos, Apostolos S.: Ein thessalischer Gold- und Silberfund
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0102
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A. S. ARVANITOPULLOS

Doch haben auch diese wohl bei solchen decorativen Sculp-
turen besonders Stickereien nachgealimt, wie sie sich an
Kissen, Betten, Vorhängen fanden und durch den Luxus der
Diadochenzeit zu wahren Kunstwerken ausgebildet wurden.
Unsere Guirlande entspricht der Beschreibung eines Ge-
fässes in einem Briefe des Aristeas (bei Pernice, 58. Berl.
Winck.-Progr. 22 citiert; etwa 100 v. Chr.): seine βοτρΰων
σχοινιά! διάπλοκοι finden nirgends eine schönere Illustration
als auf dem Deckel der thessalischen Pyxis.
Der obere Rand der Büchse ist zur Aufnahme des
Deckels glatt und leicht eiugebogen, an einigen Stellen
abgebrochen. Darunter ist ein vergoldeter Rundstab getrie-
ben, die στεφάνη τοϋ στόματος in dem erwähnten Aristeas-
Brief. Dieser ist zwar aus der Wandung der Büchse selbst
getrieben, soll aber eine abnehmbare Leiste darstellen, die
aus drei ungleichen Stücken bestand und durch Querleisten
mit je drei Stiften am Gefäss befestigt wäre. Das kürzeste
Stück ist mit zwei gegenständigen Eichen- oder Platanen-
blätteru verziert, das grössere in Rhomben geteilt, die in der
Mitte eine Eintiefung zeigen, etwa wie an schematisch dar-
gestellten Pinienzapfen, das grösste trägt ein Schuppenor-
nament, das einem Palmstamm ähnelt. Aristeas erwähnt
an Stelle dieser Verzierungen κρίνων τΰπωσιν συν άνθεμίσιν.
Ähnlichen Randschmuck finden wir an einigen Hildeshei-
mer Vasen (Pernice-Winter Taf. 8; vgl. Arch. Anz. 1900, 1 7 7 f.;
Baumeisters Denkm. I 430): Pernice und Winter setzen ihn
besonders zu den Wandgemälden des Hauses bei der Farne-
sina in Beziehung (S. 13/4), wie mir scheint nicht glücklich.
Die Verfertiger der Hildesheimer, wie die anderer ähnlicher
Gefässe arbeiteten bekanntlich nach analogen Vasen älterer
Zeit und rein griechischer Kunst: einigen schreibt Pernice,
(58. W.-Pr. 25) sogar mit Recht griechische Herkunft zu. Es
ist nicht wahrscheinlich, dass diese Gefässe vom Ornament-
schatz der Wandgemälde abhängig waren, sondern, wie oben
gesagt, wohl von Altären, reichen Stoffen u. ä.
Unter dem Rundstab sind auf unserer Pyxis in flachem
Relief vier Mänaden paarweis gegenübergestellt, das eine
Paar am Anfang der orgiastischen Erregung, das andere in
 
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