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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Bieber, Margarete: Drei Attische Statuen des V. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0166
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152

M. BIEBER

250) lehnt sie ab. Sie wird jedoch bei näherer Betrachtung
fast zur Gewissheit.
Die genauere Provenienz des Fragments ist leider nicht
bekannt. Wolters gibt an, dass es 1886 an der Nordmauer
der Akropolis gefunden sei, also gleichzeitig mit den Koren
und vielleicht in ihrer Nähe (Cavvadias, Έφ. άρχ. 1886, 75 ff.;
Cavv.-Kawerau, Ausgrabung der Akropolis 23 ff., vgl. Abb. 1
u. 2). Es wäre kein Wunder, wenn innerhalb dieses grossen
Fundes das Bruchstück zunächst unbeachtet blieb. Graef be-
zweifelt jedoch die Fundnotiz und identifiziert den Torso mit
einem schon 1836 östlich vom Parthenon gefundenen Frag-
ment (Ross, Archäologische Aufsätze I 114). Die Tatsache,
dass er 1887 beim Wächterhäuschen am Eingang der Akro-
polis, 1 890 hinter dem Museum lag, spricht auch dafür, dass
er aus älteren Grabungen als denen der achtziger Jahre
stammt, da damals fast alle Fuudstücke gleich in das 1874
vollendete Museum überführt wurden. Ist Graefs Annahme
richtig, so ist das Bruchstück ganz in der Nähe des blonden
Ephebenkopfes (Abb. 1 u. Taf. XI) zu Tage gekommen. Die-
ser wurde 1887 nordöstlich von dem Museum ausgegraben,
das südöstlich vom Parthenon liegt.
Erhalten ist leider nur von dem Körper eines Jünglings
mit linkem Standbein der Leib von unterhalb des Nabels an,
mit den Hüften und einem Teil der Oberschenkel (H. 0,32).
Die Hüftbreite (grösste Entfernung zwischen den beiden
Hüftbeinkämmen) beträgt 0,32 m, die Kopflänge des blonden
Epheben (Scheitel-Kinn) 0,223 m, d. h. die beiden Maasse ver-
halten sich zueinander etwa wie 12 3/6:18. Da sie sich am
normalen Menschen ungefähr wie 13:18 verhalten, so pas-
sen die Proportionen der beiden Stücke ganz vorzüglich zu-
sammen. Dasselbe gilt für Marmor, Ausführung und Stil.
Kopf und Torso bestehen aus demselben guten, gleichmäs-
sig gekörnten parischen Marmor, der eine zarte hellgelbe
Patina angenommen hat. Die Oberfläche ist bei beiden mit
höchster Vollendung bearbeitet. Es ist jede Spur eines Werk-
zeugs getilgt und es sind schön geglättete, delicat und leise
bewegte Flächen hergestellt. Am Torso ist die Oberfläche
am besten an der linken Seite erhalten (Taf. X 2), wo Tro-
 
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