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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Deubner, Ludwig: Ploiaphesia
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0195
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ΠΛΟΙΑΦΕΣΙΑ

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Πλ[οι]αφέσια. Denn dies ist ein berühmtes Fest eben der
Göttin Isis, an die sich die vorstehende Weihinschrift wen-
det. Der Inhalt der Πλοιαφέσια ist sattsam bekannt: am
5. März, wenn die Schiffahrt eröffnet wurde, stiess man in
der römischen Kaiserzeit ein der Isis geweihtes und mit
vielen guten Dingen beladenes Schiff ins MeerDas war
keineswegs nur ein ‘symbolischer’ Akt. Die Gottheit des
Meeres, die ursprünglich nicht mit Isis identisch zu sein
braucht, sollte durch das befrachtete Schiff besänftigt wer-
den. Es handelt sich um ein Ablösungsopfer, das den weite-
ren Schiffen günstige Fahrt sichern soll. Man vergleiche
was Apuleius a.a.O. berichtet: in das Segel des Isisschiffes
waren Worte eingewirkt oder gewebt, die votum instaura-
bant de novi commeatus prospera navigatione. Dazu kommt,
dass sich die ganze Bevölkerung unter Bittgebeten beteiligt
und einen mit Milch angemachten Teig in die Fluten schüt-
tet, bis endlich das reich beladene Schiff die Anker lichtet
und den Blicken entschwindet1 2. Bittgebet und Teigopfer
verfolgen denselben Zweck wie die Aussendung des Schif-
fes3. Bei Apuleius segnet ein summus sacerdos das Schiff ein;
dieselbe Aufgabe scheint dem Artemidoros unserer Inschrift
zugefallen zu sein. Die Bezeichnung ναυαρχήσας τα μεγάλα
Πλοιαφέσια lässt darauf schliessen, dass er den Titel ναύαρ-
χος führte: ein sacraler Capitän ist bei der rituellen Entsen-
dung des Schiffes nicht merkwürdig.
Die Inschrift, die sich in Konstantinopel befindet, ist in
Byzanz oder in nächster Nähe angefertigt worden4. Dazu
passen die Schlussworte τον τελαμώνα άνέθηκεν. τελαμών für
στήλη ist der Gegend des Pontos eigentümlich, vgl. Ditten-

1 Vgl. CIL. 1 12 p. 311 und besonders Apuleius Met. XI 16.
2 Tune cuncti populi tarn religiosi quam profani vannos onustas aro-
matis et cuiuscemodi suppliciis certatim congerunt et insuper fluctus libant
intritum lacte confectum, donec muneribus largis et deuotionibus faustis
completa navis absoluta strophiis ancoralibus peculiari serenoque flatu pe-
lago redderetur.
3 Vgl. auch die Worte der Isis Apul. Met. XI 5 extr. navigabili iam pe-
lago rüdem dedicantes carinam primitias commeatus libant mei sacerdotes.
* Vgl. Wiegand, a. a. O. S. 288.
 
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