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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

DOI Artikel:
Ippel, Albert; Schazmann, Paul; Darier, Gaston; Loeschcke, Siegfried; Conze, Alexander; Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1910-1911
DOI Artikel:
1: Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0257
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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1910-1911

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wohl keine Innensäulen, sondern eine von Türen durch-
brochene Wand gestanden hat. Obwohl griechische Quer-
mauern im nördlichen Schiffe bisher noch nicht nachge-
wieseu sind, werden wohl einzelne Zimmer hinter der vor-
deren Säulenhalle gelegen haben. [Durch die Grabung von
1912 ist das ehemalige Vorhandensein von sieben Zimmern
festgestellt]. Die geringe Tiefe der Halle und der hinte-
ren Räume dürfte durch die schwere horizontale Erddecke
veranlasst sein, die wir als ihren oberen Abschluss anneh-
men müssen.
Die Gestalt ihrer Säulen und ihres Gebälks ist be-
kannt, weil der östliche Eckpfeiler und zwei anstossende
Säulen noch 2 m hoch aufrecht stehen und zahlreiche Ge-
bälkstücke in der Nähe gefunden sind. Sogar die ursprüng-
liche Höhe der Stützen Hess sich trotz des Fehlens der
Capitelle noch dadurch feststellen, dass auf der geschlos-
senen Ostwand, an der die Westtreppe des Zuschauerrau-
mes entlang läuft, noch ein Stein des Gebälks in situ ge-
funden wurde. Die Säulen von 0,49 m Durchmesser haben
keine Basen und müssen daher entweder dorisch oder äo-
lisch-korinthisch gewesen sein. Da die Säulen der oberen
Nordstoa, der Südstoa und des Propylon den letzteren Stil
zeigen, möchte man äolische Capitelle ergänzen, doch glaube
ich dorische vorziehen zu müssen, weil der Architrav mit
dorischen Regulae (Leisten mit Nagelköpfen) ausgestattet
ist, was bei den äolischen Bauten Pergamons nicht vor-
kommt. Allerdings entsprechen diesen Regulae keine Tri-
glyphen, wie man erwarten sollte, sondern der mit dem
Architrav aus einem Stein gearbeitete Fries ist ganz glatt,
und auch das Geison darüber, von dem mehrere Stücke er-
halten sind, hat keine dorischen Hängeplatten (viae). Hoffent-
lich gelingt es noch, ein Capitell dieser interessanten Archi-
tektur aufzufinden oder unter den vorhandenen Capitellen
mit Sicherheit als zugehörig nachzuweisen. Es würde dann
ein Teil der Säulenfassade wieder aufgebaut werden kön-
nen; vorläufig haben wir nur einen Teil der Ostwand mit
ihrem Gebälk wiederhergestellt.
Über den Resten der unteren Nordstoa deckten wir
 
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