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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Ippel, Albert; Schazmann, Paul; Darier, Gaston; Loeschcke, Siegfried; Conze, Alexander; Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1910-1911
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1: Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0270
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254

W. DÖRPFELD.

I. DIE BAUWERKE

ligtum damals schon Säulenhallen hatte, wissen wir noch
nicht; von einem an die nördliche Grenzmauer angebau-
ten Gebäude war oben schon die Rede.
Ein Neubau des ganzen Heiligtums erfolgte durch Phil-
etairos und seinen Bruder Eumenes, wie die Weihinschrif-
ten von Tempel und Altar lehren. Der Tempel erhielt die
im vorigen Berichte geschilderte Gestalt eines ionischen
Antentempels. Als Baumaterial diente der einheimische Tra-
cliyt, nur der mit Bukranieu und Guirlanden geschmückte
Fries bestand aus weissem Marmor. Der Altar vor dem
Tempel und auch die grossen Nebenaltäre, deren Inhaber
wir nicht kennen, wurden damals um gebaut. Wahrschein-
lich erstand zugleich eine neue Ringmauer des Bezirks;
wenigstens dürfen wir mit grosser Wahrscheinlichkeit die
untere Nordhalle, das Theater und den unteren Teil der
Ostmauer der Zeit der beiden Brüder zuschreiben. Auf der
Westseite und Südseite dürfen vielleicht Teile der späte-
ren Stoen derselben Periode zugeteilt werden. Diese Ver-
mutung stützt sich bei der Siidstoa auf den merkwürdigen
Anschluss des Propylon der Apollonis an die Nordmauer
dieser Halle und auf Standspuren für Parastaden am östli-
chen Ende dieser Mauer, die auf eine spätere Änderung
der Halle hinweisen.
Ein grossartiger Neubau der Stoen und des Torgebäu-
des erfolgte dann, wie die Weihinschrift des Propylon lehrt,
unter der Königin Apollonis, und zwar wahrscheinlich nach
dem Tode ihres Gatten, des Königs Attalos I., also im
Anfänge des II. Jahrhunderts v. Chr. Wenn ich demnach
im Gegensätze zu meiner früheren Ansicht (AM. 1910, 360)
die Bauten der Apollonis jetzt etwas jünger ansetze, so
veranlasst mich dazu einerseits die weiter unten dargelegte
Änderung meiner Ansicht über die grossen Marmorbauten
Pergamons und andrerseits die Tatsache, dass bei den Mau-
ern der Apollonis, zum Beispiel am Ostende der Nordstoa,
das charakteristische Steinmetzzeichen A> vorkommt, das wir
von Bauwerken Eumenes’ II. kennen. Tempel und Altäre
der Demeter behielten damals die Gestalt, die ihnen Pliile-
tairos gegeben hatte.
 
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