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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 37.1912

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Ippel, Albert; Schazmann, Paul; Darier, Gaston; Loeschcke, Siegfried; Conze, Alexander; Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1910-1911
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3: Die Einzelfunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37285#0323
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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1910-1911 307
hier gehalten. Über der Hüfte liegt der obere Rand in drei
losen Bogen, vom Bein wird der Stoff zurückgeweht und
füllt in leichtbewegten, dem Bein annähernd parallelen Li-
nien den Raum zum linken Bein hin, das nur vom Chiton
bedeckt ist.
Wenn man die Statuetten als Tänzerinnen bezeichnet,
wird man wohl das Richtige treffen und auch nicht fehl-
gehen, wenn man sie mit den Kulttänzen in Verbindung
setzt und als Weihgeschenke von Tänzerinnen auffasst.
Als man in Priene im Demeter-Heiligtum Terracotten fand,
Tänzerinnen darstellend, wollte man nicht gerne an solche
Tänze denken, da Analogien fehlten (s. Priene 162). Da sie
nun gefunden sind, darf man wohl zuversichtlicher wieder
daran erinnern (vgl. die Terracotte Hepding, AM. XXXV
1910, 520).
An derselben Stelle, von der die von Hepding bespro-
chenen Köpfe stammen, fanden sich, in noch tieferer Lage,
in einer späten Cisterne abermals zwei weibliche Köpfe. Der
eine, Phot. 1972, zeigt das Haar gescheitelt, mit einem Band
darin, das sich um den Kopf schlingt, mit der dreieckig be-
grenzten Stirn, dem halbverdeckten Ohr, dem länglichen
Gesicht, in mittelmässiger Arbeit des II. nachchristlichen
Jahrhunderts Züge ungefähr praxitelisehen Typus. Der an-
dere ist hier abgebildet, Abb. 8. W. Marmor; Höhe 0,31 m.
Das Haar liegt gescheitelt auf dem Oberkopf in sich gleich-
mässig nach den Seiten verteilenden Wellen lose auf, bis zu
einer Binde; diese ist vorne über der Stirn sichtbar, aber
je weiter nach hinten, desto höher von den zur Seite genom-
menen Haarwellen überdeckt, die sich hinten um sie schlin-
gen und in einem festen .Schopf in den Nacken fallen. Die
Strähnen sind in eigentümlicher Weise durch verschieden
tief geführte Meisseischläge aufgelockert; während sie zur
rechten Schläfe in ziemlich gerader Linie streben, gehen sie
an der linken Seite erst in gleicher Neigung bis über die
äusseren Augenwinkel, von wo sie in hübschem Schwünge
gerade herabfallen, die Schläfe deckend. Die Ohren bleiben
frei, so dass sich über ihnen das Haar dicht zusammen-
drängt. Die Bildung von Brauen und Lidern ist hart und
 
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