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möchte ich gar nicht einrhal besonders hervorheben, daß der Friedhuf,
auf dem das Grab des Toxaris nach Lukian sich befand, init dem am
Eridanos nichts zu tun hat. Sondern jene sind Rundfiguren, dies war
ein Relief: vor allem weisen die Darstellungen solche Verschiedenheit
auf, daß an irgendwelche Beziehungen zwischen beiden in dem von Sybel
gemeinten Sinne gar nicht gedacht werden kann. Außerdem enthält die
Schilderung Lukians soviel Detail, daß wir nicht umhin können anzu-
nehmen, daß er einen der im Kerameikos tatsächlich vorhandenen Grab-
steine, der bereits stark verwittert war, beschreibt. Es frägt sich dabei nur,
ob die Beschreibung in allen Teilen der Wahrheit entspricht oder ob nicht,
wie bei der Kultlegende, so auch bei dieser Wirkliches mit Erdichtetem
verquickt ist. Dem Kiinstler oder dem fälschenden Lukian kam es darauf
an, die dargestellte Person zugleich als Skythen und als Asklepiaden zu
charakterisieren: sie mußte also Bogen und Buch zugleich haben (vgl.
Birt, Die Buchrolle in der Kunst 98). Ist der Grabstein indessen wirklich
so alt, wie vorhin vermutet worden ist, so kann der Gegenstand, den die
dargestellte Figur in der Rechten angeblich fiihrte, kein Buch gewesen
sein. Das ist fiir eine so friihe Zeit von selbst ausgeschlossen. Und auch
der Zusatz cog idöxei zu xfj öeigia de ßißllov ist hinreichend verdächtig,
so daß schon er allein darauf hinzufiihren scheint, daß wenigstens diese
Beigabe von Lukian selbst hinzugefügt ist. Anders dagegen kann es mit
dem Bogen sein. Zwar meint H. Blümner (Archäolog.Studien zu Lucian 83),
der die Wirklichkeit des von Lukian beschriebenen Reliefs in Zweifel zu
ziehen nicht geneigt ist, das Attribut des Bogens diente möglicherweise
auch zugleich als Anspielung auf den Namen. Ich möchte vielmehr das
Gegenteil annehmen, daß das Attribut des Bogens, mit dem der Heros
auf dem Steine wirklich dargestellt war, Lukian den willkommenen Anhalt
bot, ihm den Namen Toxaris beizulegen, der, wie bereits ermittelt, von
ihm erfundene Zugabe ist. Durch den Bogen war also der Heros als
igevog iatQÖg genügend charakterisiert: ob die Rechte in Wirklichkeit ein
anderes Attribut geführt hat und welcher Art dies war, muß dahingestellt
bleiben. Die Beischrift Toxaris wurde, wie Lukian bemerkt, wenn auch
bereits halb verwittert, zur Zeit der großen Pest festgestellt, als man
durch die visionären Angaben der Demainete auf den Grabstein wieder
aufmerksam geworden war. Diese Angabe rückt in gleiche Linie mit der
des Buchattributs: sie soll nur das hohe Alter des Kultus und die Echtheit
 
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