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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Winter, Franz: Der Ostgiebel des Zeustempels zu Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0011
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DER OSTGIEBEL DES ZEUSTEMPELS ZU OLYMPIA

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schlagend die Umstellung der fürstlichen Paare: nicht Sterope
bedarf in dieser Lage solch eines Dienstes, sondern die Braut,
die mit Pelops fahren wird.’ Liegt nicht ein Widerspruch darin,
daß ein solches Sichzurechtmachen zur Fahrt in einer der Haupt-
figuren gezeigt und damit ein Hinweis auf den unmittelbar bevor-
stehenden Aufbruch gegeben wäre gerade auf der Seite, wo im
Gegensatz zu dem Gegenüber so deutlich und auffällig das
noch Abwarten ausgedrückt ist, das Gespann noch nicht bereit-
gehalten dasteht und das Gefolge untätig herumliegt? Und
wäre das liebenswiirdig harmlose Toilettemotiv der Schuhbindung
— iibrigens an sich als Vorbereitung zur Wagenfahrt doch recht
wenig bezeichnend — mit dem wuchtigen, feierlichen Tone der
Mittelgruppe, insbesondere mit dem, was von starker innerer
Bewegung in der wie von Unruhe ergriffenen Hippodamia aus-
gedriickt ist, vereinbar? Dem ganzen Charakter der Mittelgruppe
fiigt sich das kniende Mädchen nur ein als rein attributiv
gefaßtes Glied zur Kennzeichnung des königlichen Haushalts.
Ihre Bedeutung als Dienerin schließt jeden Zweifel aus, zu wem
sie gehört. Die Dienerin gehört zur Herrin. Die Herrin hier
ist aber nicht Hippodamia, die Tochter, sondern Sterope, die
Königin. Nur sie kann hier, ihrer Würde gemäß, mit dienendem
Gefolge auftreten. Der gesicherte Platz der Dienerin vor dem
Gespann des rechten Flügels zieht Sterope und mit ihr Oino-
maos nach dieser Giebelseite hiniiber.

Zu den ihrem Platze nach gesicherten Figuren gehört
schließlich die des Zeus in der Mitte des Giebels. Sie ist
durch die Wendung des Kopfes mit der Figur zu ihrer Rechten
in engere Beziehung gesetzt. Wem gilt diese Kopfwendung,
dem Pelops oder Oinomaos? Nach den neueren Anordnungs-
vorschlägen gelte sie dem Oinomaos. Dieser, mit geöffnetem
Munde, also sprechend dargestellt, kiinde die Bedingungen des
Wettkampfes (nach Studniczka) oder leiste den Schwur, der
dem Sieger im Rennen die Tochter zuspreche (nach Schrader),
Zeus vernehme die Worte und blicke zu dem Sprechenden hin.
Bei dieser aus der Deutung der Rede des Oinomaos abgeleiteten
Erklärung ist dem Umstand, daß die Kopfwendung nach rechts-
hin erfolgt, kein Gewicht beigelegt. Friiher hatte man, da es
sich um einen Gott handelt, hierin das Entscheidende gesehen
 
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