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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Loewy, Emanuel: Zur archaischen Statuenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0034
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28

ZUR ARCHAISCHEN STATUENKUNST.

Zufällige Umstände ließen mich sehr spät zur Kenntnis der
Ausführungen Rodenwaldts in AM. XXXXVI 1921, 34f. Anm. 2
gelangen. Erst durch Pfuhls Aufsatz ebenda XXXXVIII 1923,
119ff. wurde ich auf sie aufmerksam. Ich glaube dem Verfasser
und der Sache, derwir beide dienen wollen, eine Gegenäußerung
zu schulden.

In der Frage der Herleitung der monumentalen Typen
bekleideter Figuren in der archaischen griechischen Statuenkunst
betrachtet Rodenwaldt den Einfluß Assyriens als den entschei-
denden. Durch ein bisher nicht scharf genug hervorgehobenes
Detail werde die Frage eindeutig entschieden. In Ägypten ende
das Gewand ausnahmslos oberhalb des Knöchels, und die Füße
werden in ihrer vollen plastischen Form und Tiefe wieder-
gegeben. In der assyrischen Rundplastik dagegen (nicht im Relief)
reicht das Gewand bis zum Boden, und von den Füßen sind nur
die wie angesetzten Spitzen mit den Zehen sichtbar, iiber denen
der Gewandsaum bisweilen eine doppelt geschwungene Kurve
bildet. Es sei dies ein Detail, in dem sich die Verschiedenheit
ägyptischer und assyrischer Formempfindung prägnant äußere.
Ein Blick auf die ältesten griechischen bekleideten Figuren
(Branchiden, Sitzfiguren von Prinias, Statuette von Auxerre,
Statue der Nikandre, Hera des Cheramyes) zeige, wozu sich
diese stellen.

Von vornherein darf man fragen, ob die angeführte Ver-
schiedenheit nicht vielmehr eine solche der Tracht als der
Formempfindung sei. Wo die ägyptische Statue langes Gewand
hat, da fehlt auch ihr die volle Sichtbarkeit der Füße: so bei
der Sitzstatue der Apu im Britischen Museum, an der jene,
auch sonst vorkommende ‘doppelt geschwungene Kurve’ sich
genau wiederfindet 1, bei hockenden, die von den Füßen iiber-

1 Apu: Guide to the Egypt. Galleries (Sculpture), 1909, 126 Nr. 444.
Doppelkurve bei nicht zu ßoden reichendem Gewand: NaTya, Capart,
 
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