Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

DOI Artikel:
Bieber, Margarete: Tereus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0017
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11

TEREUS.

(Hierzu Tafel II.)

In dem von Herrmann neu geordneten Antiquarium des
Museum Albertinum in Dresden befindet sich die aus Paestum
stammende, auf Taf. II, 2 wiedergegebene Scherbe. Sie ist bereits,
als sie noch in Sammlung Fiedler war, nach Zeichnung von
Treu abgebildet (Taf. II, 1) und von diesem als Lykurg erklärt
worden, der gegen seine Gattin wütet 1. Eine genaue Betrachtung
der Darstellung läßt aber diese Deutung sehr wenig wahrschein-
lich erscheinen.

Nach literarischer und bildlicher Tradition hat Lykurg den
Dionysos und seine Anhänger verfolgt und ist dafür von dem
Gott mit Wahnsinn bestraft worden. In diesem tötet er ent-
weder nur seinen Sohn oder er tötet Gattin und Sohn, oder
er will die Ambrosia töten, die in einen Weinstock verwandelt
wird 2. Diese letzte Sage gehört erst der hellenistischen Zeit
an, kommt daher fiir die dem IV. Jh. angehörige Vase nicht in
Betracht. Ebenso scheidet die Tötung der Angehörigen aus.
Der Mann kann keinesfalls, wie Treu meinte, nur die vom
Beschauer aus rechte Frau, die dann seine Gattin wäre, ver-
folgen, da er — wie die Stellung seines rechten Knies zeigt —
nach anderer Richtung läuft. Es bliebe nur die Verfolgung der
Mänaden, wie sie schon die IliasZ VI, 130ff. schildert. Hier
ist Lykurg noch nicht von göttlichem Wahnsinn befallen, sondern
er schlägt nur aus Empörung die Wärterinnen des Dionysos
mit dem Ochsenschläger (v. 135 ßovjrirjg). Wenn dies gemeint
wäre, so würde man erwarten, daß ein größerer Thiasos dar-
gestellt war. Da aber links bereits die Henkelpalmette beginnt,
und da die Palasttür doch wohl nach dem Brauch der unter-

1 Treu, Arch. Anz. VI 1891, 23f. Abb. 9. Ihm folgt Rapp bei Roscher
II 2, 2196, s. v. Lykurgos. Ich verdanke der Güte von Dr. Müller und
Professor Herrmann in Dresden die Taf. II, 2 zugrunde liegende Photo-
graphie.

2 Vgl. Rapp bei Roscher II 2, 2191 ff.
 
Annotationen