50
HANS MÖBIUS
Fries von Trysa zur Kunst Polygnots in Beziehung steht: es
ist ein rotfiguriger Skyphos aus Böotien 1, auf dem wir eine
zuschauende Dienerin der Iole in der gleichen Haltung finden.
Ferner wäre hier das Fragment eines Grabreliefs anzuführen,
das kürzlich aus dem attischen Dorfe Charvati 2 ins Athener
Nationalmuseum gelangte und hier zum ersten Mal abgebildet
wird (Abb. 2).
Von dem aus pentelischem Marmor bestehenden Relief ist
nur die linke Hälfte erhalten, und zwar ‘in einer Höhe von
1,10 m. Die größte erhaltene Breite beträgt 0,335, die Dicke
der Platte am linken Rand 0,10 m. Der obere Rand ist ge-
glättet, um den besonders gearbeiteten Giebel aufzunehmen,
die Riickseite roh gepickt. Die Hauptperson des Reliefs war
offenbar eine nach links sitzende Frau, deren Fuß die schwach
vorspringende Ante iiberschneidet. Der Herrin gegeniiber und
leicht gegen den Pfeiler gelehnt, erscheint im Hintergrunde die
schlanke Gestalt einer Sklavin. Sie trägt die Haube und ein
langes, gegiirtetes Ärmelkleid, die Arme sind in der eben be-
sprochenen Weise gekreuzt. Das Relief war, wie zum Beispiel
die Fiihrung des Halskonturs zeigt, fein gearbeitet, ist aber
jetzt leider schlimm zugerichtet. Immerhin läßt sich seine
Entstehungszeit nach Faltenstil und Raumanordnung 3 etwa auf
die Jahre 380—370 festlegen.
Athen, September 1924. Hans Möbius.
1 Berlin, Inv. 3414.
2 Ich fand es vor dem ehemaligen Landhause Theophilatos, das jetzt
eine ausgebrannte Ruine ist. Von den in Milchhöfers Bericht (AM. XII
1887, 85f.) erwähnten Antiken befinden sich dort nur noch die Lekythos
Conze Nr. 1311 und die Lutrophoros Conze Nr. 1707.
8 Vgl. z. B. das freilich etwas spätere schöne Relief Conze Nr. 284
Taf. LXVI.
HANS MÖBIUS
Fries von Trysa zur Kunst Polygnots in Beziehung steht: es
ist ein rotfiguriger Skyphos aus Böotien 1, auf dem wir eine
zuschauende Dienerin der Iole in der gleichen Haltung finden.
Ferner wäre hier das Fragment eines Grabreliefs anzuführen,
das kürzlich aus dem attischen Dorfe Charvati 2 ins Athener
Nationalmuseum gelangte und hier zum ersten Mal abgebildet
wird (Abb. 2).
Von dem aus pentelischem Marmor bestehenden Relief ist
nur die linke Hälfte erhalten, und zwar ‘in einer Höhe von
1,10 m. Die größte erhaltene Breite beträgt 0,335, die Dicke
der Platte am linken Rand 0,10 m. Der obere Rand ist ge-
glättet, um den besonders gearbeiteten Giebel aufzunehmen,
die Riickseite roh gepickt. Die Hauptperson des Reliefs war
offenbar eine nach links sitzende Frau, deren Fuß die schwach
vorspringende Ante iiberschneidet. Der Herrin gegeniiber und
leicht gegen den Pfeiler gelehnt, erscheint im Hintergrunde die
schlanke Gestalt einer Sklavin. Sie trägt die Haube und ein
langes, gegiirtetes Ärmelkleid, die Arme sind in der eben be-
sprochenen Weise gekreuzt. Das Relief war, wie zum Beispiel
die Fiihrung des Halskonturs zeigt, fein gearbeitet, ist aber
jetzt leider schlimm zugerichtet. Immerhin läßt sich seine
Entstehungszeit nach Faltenstil und Raumanordnung 3 etwa auf
die Jahre 380—370 festlegen.
Athen, September 1924. Hans Möbius.
1 Berlin, Inv. 3414.
2 Ich fand es vor dem ehemaligen Landhause Theophilatos, das jetzt
eine ausgebrannte Ruine ist. Von den in Milchhöfers Bericht (AM. XII
1887, 85f.) erwähnten Antiken befinden sich dort nur noch die Lekythos
Conze Nr. 1311 und die Lutrophoros Conze Nr. 1707.
8 Vgl. z. B. das freilich etwas spätere schöne Relief Conze Nr. 284
Taf. LXVI.