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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Müller, Valentin Kurt: Minoisches Nachleben oder orientalischer Einfluß in der frühkretischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0059
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MINOISCHES NACHLEBEN ODER ORIENTALISCHER EINFLUSS 53

Abb. 1 und 2; letzterer auch AJA. V 1901, 382 Abb. 9; der
Kopf eb. Abb. 10 hat die gleiche Nasenform. Unser Kopf
zeigt ein ganz ausgeprägtes streng geometrisches Liniengerüst,
dürfte daher dem reifen geometrischen Stil, also etwa dem
IX. Jh. angehören 1; die Statuettenvase a. a. O. Abb. 9 halte ich
für jiinger, den Kopf eb. Abb. 10 fiir älter. Die Fläche iiber
dem Augenbrauenrand unseres Kopfes muß als Stirnwiedergabe
angesprochen werden; aus ihr gehen ohne Absatz elf durch
eingeschnittene Linien hergestellte Zacken hervor; der Ton
zwischen ihnen ist stehen geblieben. In Anzahl und Form der
Zacken besteht zwischen dieser Krone und der der Sphinx
Verschiedenheit, im Prinzip aber Übereinstimmung. Das gleiche
gilt von den folgenden, die ich als weitere Beispiele anführe:
Furtwängler, Aegina 378 Nr. 49 Abb. 310; Winter, D. Typen d.
fig. Terrakotten I 30 Nr. 6, 229 Nr. 3, 238 Nr. 6, 7; de Ridder,
Cat. d. Bronzes tr. s. l’Acropole d’Athenes 323 Nr. 808 Abb. 314;
auch ein italisches Beispiel sei genannt: Deonna, Apollons
archai’ques 111 § 3, 258 Nr. 7, Taf. VIII Nr. 214.

Eine recht genaue Parallele zu der Krone der minoischen
Elfenbeinfigur bietet die, welche die babylonische Göttin Bau
auf dem Siegelzylinder Ward, Seal cylinders of Western Asia 81
Nr. 217, der ins III. Jahrtausend gehört, trägt, nur zeigt letztere
eine senkrechte Rippung. Wie die minoischen Kronen über-
haupt, so möchte ich auch diese Variante mit Zacken aus
Vorderasien herleiten 2.

Für die nachminoische griechische Zackenkrone gibt es
dagegen, soweit ich sehe, bisher keine genauen orientalischen
Analogien. Zackenartige Gebilde mit etwas eingerollter Spitze
auf sehr friihen mesopotamischen Zylindern (O. Weber, Alt-
orientalische Siegelbilder z. B. Nr. 1671, 173) sind als hoch-
stehende Haare aufzufassen, denn gleiche Form haben Zotten,
die zuweilen am Knie des Stiermenschen angebracht werden
(eb. Nr. 203, 2121, 215). Sonst treten Zacken als Randornament
von zylindrischen Kronen auf, bei dem Gilgamesch eb. Nr. 169
und später beim persischen Großkönig eb. Nr. 313, 314, 322,
Furtwängler, D. antiken Gemmen I Taf. I Nr. 11. Sie werden

1 Vgl. Schweitzer AM. XLIII 1918, 481

2 Vgl. meine Dissertation, Der Polos 19ff.
 
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