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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Dörpfeld, Wilhelm: Die altgriechische Kunst und Homer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0105
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DIE ALTGRIECHISCHE KUNST UND HOMER

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zugeschrieben werden müssen. Drittens erklärt Schweitzer die
von Orsi festgestellte ‘protokorinthische’ oder als ‘greco anti-
chissimo’ bezeichnete Schicht in Syrakus ohne weitere Beweise
für griechisch, obwohl ihm mein Widerspruch dagegen nicht
unbekannt war. Die Keramik dieser Schicht erweist sich da-
durch als phönikisch, daß sie mit der ältesten bemalten Topf-
ware von drei sicher phönikischen Städten, nämlich Karthago,
Panormos und Motye, identisch ist. Die griechische Zeit von
Syrakus wird erst durch die höhere ‘korinthische’ oder von
Orsi als ‘greco arcaico’ bezeichnete Schicht dargestellt. Wer
zur Widerlegung dieser meiner Ansicht behauptet, daß es weder
im II. noch im I. Jahrtausend phönikische Topfware gegeben
habe, der muß die Angabe von Strabon (III 5, 11; C 175) für
falsch erklären, daß die Phönikier neben xalxcofiara auch yJgafiog
zu bringen pflegten. Meines Erachtens stellt die mykenische
Keramik die phönikische Kunst des II. Jahrtausends dar und die
protokorinthische die des I. Jahrtausends.

Aber meine Hinaufdatierung der protokorinthischen Topf-
ware bis zur Jahrtausendwende soll, so behauptet Watzinger
weiter (S. 12), von G. Karo ‘mit entscheidenden Tatsachen’
widerlegt worden sein (AM. XLV 1920, 106). Ich bin meinem
Nachfolger in der Leitung des Deutschen Instituts in Athen sehr
dankbar gewesen für seine eingehende, von mir oft erbetene
Besprechung der Altersfrage der protokorinthischen und im
allgemeinen der orientalisierenden Kunst. Das Ergebnis seines
Aufsatzes halte ich aber für unrichtig und glaube seine Be-
griindung unschwer widerlegen zu können.

Karo geht zunächst davon aus (S. 108), daß die proto-
korinthischen Vasen in Italien nur durch ein einziges Grab
absolut datiert sind, nämlich durch ein Grab in Corneto, das
ein Fayence-Gefäß mit dem Namen des um 728 gestorbenen
ägyptischen Königs Bokchoris enthielt. Da in demselben Grabe
auch protokorinthische Vasen gefunden sind, müssen diese mit
dem ganzen Grabe dem Ende des VIII. Jhs. zugeteilt werden.
So weit sind Karo und ich einig. Wir müssen uns aber weiter
fragen, ob dieses Grab dem Anfang oder dem Ende der proto-
korinthischen Kunst angehört. Daß Montelius das letztere
behauptet, dürfte bekannt sein. Um jedoch das erstere wahr-

ATHENISCHE MITTEILUNGEN L 1925. 7
 
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