DIE ALTGRIECHISCHE KUNST UND HOMER
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wichtige Tatsache ersehen habe, daß auch hier die proto-
korinthischen Vasen als älteste Keramik vorkommen und sogar
in Gräbern, die unter der von den Phönikiern erbauten Stadt-
mauer liegen, ist mir die Zuteilung dieser Topfware an die
Phönikier nicht mehr zweifelhaft. Sie wird bestätigt durch die
Worte, mit denen F. v. Duhn (Ebert, Reall. d. Vorgeschichte VI
108) die angeführten Tatsachen zu erklären sucht, indem er
schreibt, daß die phönikischen Städte Karthago und Motya
‘auffällig früh und stark unter griechischen geistigen und kiinst-
lerischen Einfluß gekommen’ seien. Solchen Worten gegeniiber
muß ich ernstlich fragen, ob es iiberhaupt denkbar ist, daß die
Phönikier in diesen beiden Städten die ‘orientalisierende’ proto-
korinthische Topfware von den Griechen erhalten haben können,
oder ob nicht das Umgekehrte allein das Richtige ist?
Um diese Frage zu beantworten, brauche ich nur in Er-
wägung zu ziehen, wie Homer und die Bibel die Phönikier und
ihre Kunst beurteilen. Daraus ergibt sich mit Notwendigkeit
die Antwort, daß die Phönikier die ursprünglichen Träger der
protokorinthischen Topfware gewesen sein müssen und diese
den Griechen geliefert haben. Sie sind auch die Gründer von
Syrakus und anderen Städten des Westens gewesen, die erst
später griechisch geworden sind. Die überlieferten Gründungs-
daten der griechischen Kolonien Siziliens sind richtig, haben aber
mit dem Alter der protokorinthischen Keramik nichts zu tun.
Diese ist ursprünglich phönikisch und stammt aus dem Anfange
des I. Jahrtausends, wie Montelius und andere längst gesehen
haben. Sie ist erst später von den Griechen nachgeahmt worden
und hat so zur Entstehung der korinthisch-griechischen Kunst
geführt. Furtwängler ist es gewesen, der durch seine neue
Datierung der geometrischen und der orientalisierenden Kunst
die ganze Archäologie irregeführt hat.
Watzinger findet ferner manches auszusetzen an dem, was
ich in meinem Buche (I 270—97) über das homerische Haus
sage. Ich habe namentlich zwei verschiedene Arten des Königs-
hauses bei Homer unterschieden, ein einfaches in Ithaka und
Pylos und ein reiches in Sparta und Scheria. Auf seine vielen
Einwendungen hiergegen kann ich hier leider nicht eingehen,
möchte aber wenigstens einige wichtige Punkte berühren.
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wichtige Tatsache ersehen habe, daß auch hier die proto-
korinthischen Vasen als älteste Keramik vorkommen und sogar
in Gräbern, die unter der von den Phönikiern erbauten Stadt-
mauer liegen, ist mir die Zuteilung dieser Topfware an die
Phönikier nicht mehr zweifelhaft. Sie wird bestätigt durch die
Worte, mit denen F. v. Duhn (Ebert, Reall. d. Vorgeschichte VI
108) die angeführten Tatsachen zu erklären sucht, indem er
schreibt, daß die phönikischen Städte Karthago und Motya
‘auffällig früh und stark unter griechischen geistigen und kiinst-
lerischen Einfluß gekommen’ seien. Solchen Worten gegeniiber
muß ich ernstlich fragen, ob es iiberhaupt denkbar ist, daß die
Phönikier in diesen beiden Städten die ‘orientalisierende’ proto-
korinthische Topfware von den Griechen erhalten haben können,
oder ob nicht das Umgekehrte allein das Richtige ist?
Um diese Frage zu beantworten, brauche ich nur in Er-
wägung zu ziehen, wie Homer und die Bibel die Phönikier und
ihre Kunst beurteilen. Daraus ergibt sich mit Notwendigkeit
die Antwort, daß die Phönikier die ursprünglichen Träger der
protokorinthischen Topfware gewesen sein müssen und diese
den Griechen geliefert haben. Sie sind auch die Gründer von
Syrakus und anderen Städten des Westens gewesen, die erst
später griechisch geworden sind. Die überlieferten Gründungs-
daten der griechischen Kolonien Siziliens sind richtig, haben aber
mit dem Alter der protokorinthischen Keramik nichts zu tun.
Diese ist ursprünglich phönikisch und stammt aus dem Anfange
des I. Jahrtausends, wie Montelius und andere längst gesehen
haben. Sie ist erst später von den Griechen nachgeahmt worden
und hat so zur Entstehung der korinthisch-griechischen Kunst
geführt. Furtwängler ist es gewesen, der durch seine neue
Datierung der geometrischen und der orientalisierenden Kunst
die ganze Archäologie irregeführt hat.
Watzinger findet ferner manches auszusetzen an dem, was
ich in meinem Buche (I 270—97) über das homerische Haus
sage. Ich habe namentlich zwei verschiedene Arten des Königs-
hauses bei Homer unterschieden, ein einfaches in Ithaka und
Pylos und ein reiches in Sparta und Scheria. Auf seine vielen
Einwendungen hiergegen kann ich hier leider nicht eingehen,
möchte aber wenigstens einige wichtige Punkte berühren.