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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 50.1925

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Six, J.: Der Gigantengiebel zu Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29494#0129
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DER GIGANTENGIEBEL ZU ATHEN

121

Ich denke mir nun den Giebel so: Der Mitte zunächst
Athena; ihr gegenüber Enkelados, von dem nur ein Fuß
erhalten ist, zusammensinkend, mit vorn überhängendem Kopf;
oben im Giebel womöglich Athenens Käuzchen 1 wie im
Parthenongiebel, aber hier in dem dürren Baum, dessen
Erinnerung uns die Brüsseler Vase in so auffallender Weise
aufbewahrt hat; rechts bedroht Poseidon mit der Insel Nisyros
den fast ganz erhaltenen Polybotes, den er schon mit dem
Dreizack zur Erde geworfen hat; dann ein anderer Gott, weit
ausholend, wie er einem gefallenen Giganten, der obendrein
von einem Tiere angegriffen wird, den letzten Stoß gibt.

Letzterer wäre dann Nr. 631 C, dessen Rückseite fast allein
erhalten ist, vielleicht knieend wie er aufgestellt ist, obgleich
ich gerne die Frage offen lassen möchte, die ich von hier aus
nicht erörtern kann, ob er nicht eher auf die Seite gefallen,
mit den Schultern am Hintergrunde verklammert, mit den
Beinen zuckend, hingestreckt liege.

Links von Athena denke ich mirZeus den Blitz schleudernd,
einen zusammenbrechenden Giganten, einen Gott und den auf
dem Knie wegschleichenden Nr. 631 B, der sich vielleicht mit
einem Schilde noch zu decken sucht, auch er wieder von
einem Tiere angegriffen.

Die vorgeschlagene Anordnung habe ich in einer Skizze
darzustellen gesucht, die selbstverständlich nicht mehr wie eine
ungefähre Andeutung zu geben vermag, in manchen Dingen
ganz unverbindlich bleiben muß und obendrein zu kunstlos
ist, als daß die Wiedergabe sich lohnte. Es fehlt eben zu
viel, um etwas zu geben, das Vertrauen erwecken kann. Und
was wir besitzen, erschwert noch den Herstellungsversuch, da
trotz der einleuchtenden Abhängigkeit der Vasenmaler, die
sowohl die Athena wie der Polybotes über allen Zweifel
erheben, diese durchweg die Giganten als Hopliten bewaffnen,
während die Marmorreste davon keine Spur zeigen, ja außer
Angriffswaffen höchstens Schilde, selbst kaum Helme zuzulassen
scheinen. Ich kann nicht einmal mit Bestimmtheit versichern,
daß die Figurenzahl, die ich annehmen möchte, zulässig ist.

1 Man vergleiche die mehrfach erwähnte sf. Vase mit Athena und
Enkelados (S. 118A. 2).
 
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