DIE FRIESE DES NEREIDEN - MONUMENTES
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Schnittes, dessen Vorhandensein unter dem wagrechten Geison aus
dessen geringerer Ausladung gegenüber dem Giebel-Geison gefolgert
werden muss (Niemann S. 9), ohne dass Fragmente erhalten wären,
der Architrav der Cellawand mit dem der Ordnung in gleiche Höhe
gesetzt. Damit ist die fatale Unstimmigkeit bei Niemann, in dessen
Rekonstruktion der auf Wand und Anten lagernde Architrav niedriger
sass als der Säulenarchitrav, aufs glücklichste behoben.1
Als Maasseinheit setzt Krischen (S. 71) den samischen Fuss von
etwas weniger als 35 cm (34, 9426), errechnet dadurch und mit den
erhaltenen Wandquadern eine quadratische Cella und klärt systema-
tisch die Verhältnisse von Grundriss und Aufbau des Grabtempels.
Am Sockel wagt er zum ersten Mal die schon angeregte2 Ver-
einigung der beiden grösseren Friese. Neu ist die Anordnung des
grossen Frieses gleichsam in der Mitte, zwischen dem kräftig vor-
springenden doppelten Kymation oben (vgl. hier Beil. XIII, 5) und dem
kleineren Fries unten, der uns seinem formalen und inhaltlichen
Charakter nach sehr wohl diese architektonische Funktion über-
nehmen zu können scheint.3
Soweit sind wir den Lösungen des Architekten für den Gesamt-
aufbau gefolgt. In der Anordnung der Friesplatten unter sich glauben
wir jedoch auf anderen Wegen zu weiteren und sichereren Ergebnissen
kommen zu können. Gewiss ist diese Anordnung 'erst in zweiter
Linie eine Frage des Inhaltes, den die Darstellungen bieten"'. Doch
auch der Fugenschnitt ist nur ein allgemeines Hilfsmittel, das bei
weitem nicht der endgültigen Sicherheit gleichkommt, die zusammen-
gepasste Scherben bindet (Krischen, S. 77). In unserem Fall umso
weniger, als viele Blöcke sich einer regelmässigen Einordnung nach
Maass und Zahl entziehen, teils infolge ihrer Beschädigung, teils durch
unregelmässigen Schnitt, wie Lethaby ihn verschiedentlich feststellt.
Seine Ergebnisse scheinen bei Krischen nicht verwertet zu sein.
STILISTISCHE UNTERSUCHUNG
I. Der grosse S o c k e 1 f r i e s
Wer an den Friesen des Nereiden-Raumes im Britischen Museum
entlang geht, kann sich leicht davon überzeugen, dass in der jetzigen
Anordnung bei allen vier Friesen Platten aufeinander folgen, die
1 Vgl. Krischen Taf. 8 mit Niemann, S. 15, Abb. 36.
2 H. Thiersch, Ö. Jh. 11, 1908, 50.
s Auch in Gjölbaschi lag der Schwerpunkt der Darstellung in der oberen Fries-
reihe (Benndorf, S. 129).
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Schnittes, dessen Vorhandensein unter dem wagrechten Geison aus
dessen geringerer Ausladung gegenüber dem Giebel-Geison gefolgert
werden muss (Niemann S. 9), ohne dass Fragmente erhalten wären,
der Architrav der Cellawand mit dem der Ordnung in gleiche Höhe
gesetzt. Damit ist die fatale Unstimmigkeit bei Niemann, in dessen
Rekonstruktion der auf Wand und Anten lagernde Architrav niedriger
sass als der Säulenarchitrav, aufs glücklichste behoben.1
Als Maasseinheit setzt Krischen (S. 71) den samischen Fuss von
etwas weniger als 35 cm (34, 9426), errechnet dadurch und mit den
erhaltenen Wandquadern eine quadratische Cella und klärt systema-
tisch die Verhältnisse von Grundriss und Aufbau des Grabtempels.
Am Sockel wagt er zum ersten Mal die schon angeregte2 Ver-
einigung der beiden grösseren Friese. Neu ist die Anordnung des
grossen Frieses gleichsam in der Mitte, zwischen dem kräftig vor-
springenden doppelten Kymation oben (vgl. hier Beil. XIII, 5) und dem
kleineren Fries unten, der uns seinem formalen und inhaltlichen
Charakter nach sehr wohl diese architektonische Funktion über-
nehmen zu können scheint.3
Soweit sind wir den Lösungen des Architekten für den Gesamt-
aufbau gefolgt. In der Anordnung der Friesplatten unter sich glauben
wir jedoch auf anderen Wegen zu weiteren und sichereren Ergebnissen
kommen zu können. Gewiss ist diese Anordnung 'erst in zweiter
Linie eine Frage des Inhaltes, den die Darstellungen bieten"'. Doch
auch der Fugenschnitt ist nur ein allgemeines Hilfsmittel, das bei
weitem nicht der endgültigen Sicherheit gleichkommt, die zusammen-
gepasste Scherben bindet (Krischen, S. 77). In unserem Fall umso
weniger, als viele Blöcke sich einer regelmässigen Einordnung nach
Maass und Zahl entziehen, teils infolge ihrer Beschädigung, teils durch
unregelmässigen Schnitt, wie Lethaby ihn verschiedentlich feststellt.
Seine Ergebnisse scheinen bei Krischen nicht verwertet zu sein.
STILISTISCHE UNTERSUCHUNG
I. Der grosse S o c k e 1 f r i e s
Wer an den Friesen des Nereiden-Raumes im Britischen Museum
entlang geht, kann sich leicht davon überzeugen, dass in der jetzigen
Anordnung bei allen vier Friesen Platten aufeinander folgen, die
1 Vgl. Krischen Taf. 8 mit Niemann, S. 15, Abb. 36.
2 H. Thiersch, Ö. Jh. 11, 1908, 50.
s Auch in Gjölbaschi lag der Schwerpunkt der Darstellung in der oberen Fries-
reihe (Benndorf, S. 129).