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BRUCHSTÜCK EINER LEKYTHOS

(Mit Beilage XXVII u. XXVIII)

Das Fragment einer weissgrundigen Rankenlekythos, das sich
in meinem Besitz befindet, scheint in seiner Eigenart, trotz mancher
Beschädigung, der Abbildung wert (Beil. XXVII 1 - 3, XXVIII 3) b
Das Bildchen zwischen den Ranken
zeigt eine nach links gewandte Frau, die
mit der Rechten in den übers Haupt gezo-
genen Mantel zu greifen scheint, und vor
ihr herschreitend ein ganz in sein Himation
gehülltes Knäblein. Mutter und Kind stehen
unverbunden nebeneinander, so wie Bruder
und Schwester auf der archaischen Stele in
New York - Berlin (Metrop. Mus. Handbook,
1927, S. 231; Rodenwaldt, Rel. b. d. Gr.,
Abb. 1), ohne Handlung, ja nicht einmal
im Anschauen einander zugewandt.
Die Darstellung, ebenso die Technik,
deren Relieflinien und glatter Schulterfirniss
an die rf. Malweise gemahnen, und vor allem
der Rankenschmuck weisen auf die Frühzeit
der Lekythen. In dieser Gefässgruppe (A bei
Fairbanks, Athenian white lekythoi I), die
recht eigentlich den Übergang von der sf.
Malweise in die rf. veranschaulicht, geht
neben einer wenn man will zeitgemässen
Richtung, die früh auf Ornament im Bildfeld ganz verzichtet, eine
1 Höhe des Erhaltenen 0.14. — Auf feinem gelblichem Überzug, der stark
abgeblättert ist, Bemalung mit glänzend schwarzem Firnis in Relieflinien, an ein-
zelnen Stellen in verdünntem Firnis. — Über dem Kopf des Knaben die Überreste
einer Inschrift, vgl. Beil. XXVIII 3. Der naheliegenden Ergänzung zu APVMIPPOZ
ist der nicht zureichende Zwischenraum zwischen den einzelnen Buchstabenresten
entgegen, der in diesen Inschriften recht regelmässig zu sein pflegt; ferner wäre
kaum Platz und ist auch auf dem wohlerhaltenen Stück der Oberfläche keinerlei
Rest der sonst immer folgenden beiden Zeilen καλός I Δρομοκλειδου ; vgl. Jacobs-
thal, Ornamente griech. Vasen, 1927, 1 83 Anjn. 339 (im folgenden abgekürzt:
Jacobsthal).—Ich bin nicht erst seit dem Erscheinen dieses Werkes, sondern bereits
vorher für mehrfache hilfreiche Nachweise dem Verfasser sehr zu Dank verpflichtet.


Abb. 1 (S. 226 Anm. 3).

ATHENISCHE MITTEILUNGEN LII

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