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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 10.1870

DOI Artikel:
Münz, Paul: Taufnamen als Gattungsnamen in sprichwörtlichen Redensarten Nassaus
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lieblich ist und treu und tapfer und Anmuth ausdrückt, den Namen
leihen. So heisst Berchta (Bertha) die Glänzende, Adelheit die Edel-
strahlende, Sigbald der Siegesmuthige, Mechtilt die Kampfmächtige.
Der Kampfeslust und Tapferkeit der Germanen entsprechend, sind die
Namen, welche auf Waffen, Kampf, Tapferkeit und Sieg Bezug haben
die zahlreichsten.
Die echt deutschen Namen blieben noch lange, nachdem alle ger-
manischen Völkerstämme christlich geworden waren, fast in alleiniger
Anwendung. Die Namen unserer Kaiser Heinrich, (v. haims und rieh =
daheim reich), Konrad (von kuoni und rät = kühn im Rath) , Otto
(v. auclo — Reichthum), Friedrich (von fridu und rieh — an Frieden
reich), die Namen unserer Fürsten, Herzoge und Grafen Berthold, Hugo
Eberhard, Siegfried, Hermann, Leopold, Bernhard sind echt deutschen
Ursprungs. Ja noch mehr, alle Cataloge der deutschen Bischofssitze
weisen uns, seitdem die deutschen Stämme eigene Reiche gegründet,
lange Zeit nur deutsche Namen auf. Die Namen der Mainzer Erzbischöfe
Riculph, Haistulph, Hrabanus (v. hraban = Rabe) Liutbert, Friedrich,
Wilhelm (vilja = Wille und heim = Helm), Heriger, Siegfried —
sowie diejenigen der Trierer und Kölner Erzbischöfe Richbod, Bertulph,
Poppo, Cunibert, Hildebald, Bruno (v. brün = braun oder brunja —
brünne), Hanno oder Anno (v. hano — Hahn oder ano Ahne) sind nur
deutsche Namen.
Die deutschen Namen blieben die gebräuchlichsten bis ungefähr
zur Reformation. Diese jedoch unterbrach gewaltsam die Verbindung
mit dem deutschen Mittelalter, weil es katholisch war. Die Kenntniss
der meisten deutschen Heiligen verschwand nach und nach aus dem
Volke. Dadurch schon, noch mehr aber durch das grosse Gewicht,
welches die Reformatoren mit Ausserachtlassung der Tradition auf die
heilige Schrift legten, wurden die biblischen Namen auch in Deutschland
vorherrschend.
Der Katechismus ex decreto Concilii Tridentini befiehlt, dem Täuf-
ling den Namen eines Heiligen zu geben, damit der Getaufte dadurch
zu gleicher Tugend und Heiligkeit aufgemuntert werde. Das Concilium
Osnabrugense (1628), sowie das Concil. Paderbornense (1688) bestimmt
dem entsprechend auch für Deutschland Paptizatis nulla alia nomina
imponi debent quam sanctorum, Quorum denominatio ac memoria adultis
ad virtutis imitationisque Studium desiderium accendere possint.
Durch Alles dies wurden die schönen deutschen Namen, die nicht
einen der bekannteren Heiligen als Träger aufweisen konnten, verdrängt.
Dagegen blieben diejenigen in Hebung, welche durch einen der berühm-
ten deutschen Heiligen vertreten waren.
Daher finden wir heute noch neben den biblischen die Namen
unserer deutschen Heiligen Leopold, (Luitpold), Heinrich, Wolfgang, Otto,
 
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