Die Intelligenzblätter der Nassauischen
Fürstentümer.
Von
CL Zedier.
Während die Nachbarstadt Frankfurt zu den deutschen Städten gehört,
in welchen sich das Zeitungswesen am frühesten entwickelt und bis auf den
heutigen Tag die kräftigsten Blüten getrieben hat, tritt dasselbe in Nassau sehr
spät auf. Eine politische Presse gibt es hier, wenn auch vorübergehend schon
früher eine solche ins Leben zu rufen versucht worden ist, nicht vor dem Jahre
1848. Es fehlte für dieselbe an den notwendigen Lebensbedingungen, an einem
selbständigen Bürgertum und einem regen politischen Gemeinsinn, auf denen
die zur Existenz einer Zeitung unerlässliche Teilnahme des Publikums vorzüg-
lich beruht. Das in kleineren Kreisen vorhandene Bedürfnis nach politischem
Lesestoff konnte bis zu dieser Zeit nur durch ausländische Blätter befriedigt
werden.
Wie schon im 17. Jahrhundert der Postmeister des Grafen von Taxis
Johann von den Birghden, der Begründer der Frankfurter Postzeitung, die vier
nassauischen Linien Dillenburg, Siegen, Diez und Beilstein gegen eine jährliche
Entschädigung von 30 Thalern neben der Beförderung ihrer Korrespondenz
wöchentlich mit den gedruckten Avisen zu versehen hatte1), so sind es auch
im vorigen Jahrhundert, soweit dies aus den Anzeigen der Dillenburgischen
Intelligenz-Nachrichten, in welchen Mitglieder für die zum Halten von Zeitungen
damals üblichen Gesellschaften gesucht werden, noch ersichtlich ist, vorwiegend
die in Frankfurt erscheinenden Blätter, die Postzeitung, der Staatsristretto und
das 1794 ins Leben gerufene Journal de Francfort2), welche im Lande gelesen
wurden. Ja noch in diesem Jahrhundert vermochten bis zum Jahre 1848 die
1) Opel, J. 0., Die Anfänge der deutschen Zeitungspresse 1609—1650 — Archiv für
Geschichte des deutschen Buchhandels Bd. 3. Leipzig 1879. 8. 40.
2) Ausserdem werden noch für die Hanauer oder Europäische Zeitung, die Gazette de
Cologne, den Mercure de Bruxelles, den Hamburger unparteiischen Correspondenten, die
Hessen-Darmstädtische Landzeitung und die in Leiden und im Haag erscheinenden Zeitungen
Teilnehmer in den Dillenburgischen Intelligenz-Nachrichten gesucht.
Fürstentümer.
Von
CL Zedier.
Während die Nachbarstadt Frankfurt zu den deutschen Städten gehört,
in welchen sich das Zeitungswesen am frühesten entwickelt und bis auf den
heutigen Tag die kräftigsten Blüten getrieben hat, tritt dasselbe in Nassau sehr
spät auf. Eine politische Presse gibt es hier, wenn auch vorübergehend schon
früher eine solche ins Leben zu rufen versucht worden ist, nicht vor dem Jahre
1848. Es fehlte für dieselbe an den notwendigen Lebensbedingungen, an einem
selbständigen Bürgertum und einem regen politischen Gemeinsinn, auf denen
die zur Existenz einer Zeitung unerlässliche Teilnahme des Publikums vorzüg-
lich beruht. Das in kleineren Kreisen vorhandene Bedürfnis nach politischem
Lesestoff konnte bis zu dieser Zeit nur durch ausländische Blätter befriedigt
werden.
Wie schon im 17. Jahrhundert der Postmeister des Grafen von Taxis
Johann von den Birghden, der Begründer der Frankfurter Postzeitung, die vier
nassauischen Linien Dillenburg, Siegen, Diez und Beilstein gegen eine jährliche
Entschädigung von 30 Thalern neben der Beförderung ihrer Korrespondenz
wöchentlich mit den gedruckten Avisen zu versehen hatte1), so sind es auch
im vorigen Jahrhundert, soweit dies aus den Anzeigen der Dillenburgischen
Intelligenz-Nachrichten, in welchen Mitglieder für die zum Halten von Zeitungen
damals üblichen Gesellschaften gesucht werden, noch ersichtlich ist, vorwiegend
die in Frankfurt erscheinenden Blätter, die Postzeitung, der Staatsristretto und
das 1794 ins Leben gerufene Journal de Francfort2), welche im Lande gelesen
wurden. Ja noch in diesem Jahrhundert vermochten bis zum Jahre 1848 die
1) Opel, J. 0., Die Anfänge der deutschen Zeitungspresse 1609—1650 — Archiv für
Geschichte des deutschen Buchhandels Bd. 3. Leipzig 1879. 8. 40.
2) Ausserdem werden noch für die Hanauer oder Europäische Zeitung, die Gazette de
Cologne, den Mercure de Bruxelles, den Hamburger unparteiischen Correspondenten, die
Hessen-Darmstädtische Landzeitung und die in Leiden und im Haag erscheinenden Zeitungen
Teilnehmer in den Dillenburgischen Intelligenz-Nachrichten gesucht.