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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 4.1970

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I.
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Váross, Marian: Die Jahre 1900-1918 in der bildenden Kunst der Slowakei
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https://doi.org/10.11588/diglit.51371#0010
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senheit, werden jedoch noch immer als lebend und
wirkend empfunden.
Der grundlegende differenzierende Faktor der
bildenden Kunst der Slowakei dieses Zeitabschnittes
waren nicht mehr regionale Kreise, sondern der
nationale Faktor. Das bildende Kunstleben auf
dem Gebiete Oberungarns teilte sich in zwei
miteinander absolut unzusammenhängende Kul-
turen, die in keiner Verbindung standen — näm-
lich die slowakische und die magyarische. Die
erste war mit der für das slowakische National-
bewusstsein und die Befreiung ringenden Bewe-
gung verbunden, die zweite war ein Gemisch
verschiedener Elemente, die durch den siegreichen
Vormarsch der herrschenden grossmagyarischen
Idee vereint wurden. Ihr gehörten bildende
Künstler aus den oberungarischen Städten und
Städtchen, aus einem ehemals deutschen, slowa-
kischen und nur im geringen Masse rein magya-
rischen Milieu, an. Viele von ihnen gelangten
nicht zu einem endgültigen magyarischen natio-
nalen Bewusstsein, sondern zu einer viel kompli-
zierteren Symbiose eines engeren lokalen und
regionalen Patriotismus vereint mit einem mehr
oder minder abstrakten Gefühl eines Reichspat-
riotismus. Dass dem wirklich so war, bewies auch
die Geschichte dieser Menschen nach dem Ent-
stehen der 1. Tschechoslowakischen Republik,
als ihnen gerade der hochgezüchtete lokale Pat-
riotismus ermöglichte trotz ihrer erworbenen
magyarischen Sprachkultur schrittweise in den
kulturellen Integrationsprozess der Slowakei nach
dem Umsturz zu münden.
Es ist interessant, dass wir vor dem Jahr 1918
nicht den geringsten Ansatz einer solchen Inte-
gration bemerken können. Die regierenden Kreise
und die magyarische Kultur assimiliert zwar
schrittweise die verschiedenen Elemente der bür-
gerlichen Gesellschaft in dem Gebiet der Slowakei,
steigert jedoch gleichzeitig indirekt den Prozess
des nationalen Selbstbewusstseins der bewusst
slowakischen Künstler. Zwischen dem slowakischen
und magyarisch-ungarischen bildenden Kunst-
leben gibt es weder Bindeglieder noch gegenseitige
Einflüsse. Die bildenden Künstler, die mit der
slowakischen Nationalbewegung verbunden waren,
reagierten weder in ihrem künstlerischen Schaffen,
noch in ihrem gesellschftlichen Auftreten ir-
gendwie auf die Existenz einer magyarisch-
ungarischen Kultur in der bildenden Kunst, als


Maximilian Kurt, Bauer mit Pfeife, 1897, Oel auf Lein-
wand. 47x34, signiert rechts oben: Max Kurth 1897.
Eigentum der Ostslowakischen Galerie in Košice.

ob ein künstlerisches Budapest und nichtslowa-
kische künstlerische Vereine nicht vorhanden
wären, als ob es hier — in einigen Fällen—-keine
die Existenz bestimmende Konkurenz, mit der
man rechnen musste, gäbe. Die slowakischen
bildenden Künstler vor dem Umsturz in ihrem
eigenen Zirkel vollständig eingeschlossen, stützten
sich auf ihr engeres slowakisches Milieu oder
orientierten sich eventuell — soweit sie eine solche
Initiative hatten — auf das tschechische nationale
Leben und den tschechischen Konsumenten. Das
Aufleben der tschechisch-slowakischen Beziehun-
gen im kultur-politischen Bereich auf dem Gebiet
der bildenden Kunst, besonders in der Zeit der
sogenannten zweiten Wiedergeburt nach den
neunziger Jahren, übte dann einen grundsätzlichen
Einfluss auf die Entwicklung des Geschehens
in der bildenden Kunst des slowakischen Flügels
aus.

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