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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 43.2010

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Nr. 2
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Telesko, Werner: Die Deckenmalereien im "Prunksaal" der Wiener Nationalbibliothek und ihr Verhältnis zum Albrechtscodex (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 7853).: Idee und Ausführung in der bildenden Kunst unter Kaiser Karl VI.
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https://doi.org/10.11588/diglit.31178#0155

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Offensichtlich war es das Ziel Albrechts, Unklar-
heiten und Sinnstötungen, die unterschiedliche In-
terpretationen der Mythologie und Allegorie mit sich
bringen konnten, gar nicht erst entstehen zu lassen.
Auch aus diesem Grund finden sich zahlreiche Be-
gründungen für die spezifische Typik von Personen
und Personifikationen, so etwa beim Verweisgestus
des rechten Arms der „Theologie" aus den vier Fa-
kultäten (fol. ßlv). Zuweilen wird die Mythologie,
etwa der Perseus-Mythos, nicht ohne Willkür^ un-
mittelbar auf den Kaiser bezogen,
yp (fol. 37t), wobei
Albrecht an dieser Stelle auch die angeblich selbstre-
dende Klarheit der Ikonographie betont: „EttrrV VrP
G/^TMfP <77 EV/MA-/ fUr RAG^ Tw?
(fol. 37r)/" um dann in belehrender Weise
und als Begründung für die Wahl des Sujets darauf
hinzuweisen, dass die Taten des als Kunstliebhaber
bekannten und in die Gestirne versetzten Perseus
ITPP-Á^PorP^ífhyg^G^Er-/ P&wg
PófpE P^AfW/GYß^T? ÄVy-/ r^7-jy^gP3P
werden (fol. 37r).
In diesem Sinn wird bei Albrecht weniger die
Bedeutung der mythologischen Narrative als solche
referiert, sondern vor allem deren spezifische Re-
levanz im konkreten monarchischen Kontext vor
Augen geführt. Die entsprechenden Passagen im
H/PwPAro&x' zielen etwa nicht auf eine breite Veran-
schaulichung des Perseus-Mythos, sondern vielmehr
auf eine Begründung für die Wahl dieses spezifischen
Gegenstandes, wie dies auch bei der Lünette mit der
„Drachensaat des Cadmus" deutlich wird (fol. 42rv),
wo nicht der Mythos als solcher im Zentrum steht,
sondern seine monarchische Kontextualisierung mit
einer gewagten - in Analogie zum Mythos entwickel-
ten — Interpretation, die darauf zielt zu betonen, wie
sehr täglich neue Helden im Reich Kaiser Karls VI.
bereitstehen würden.
Auf der anderen Seite verzichtet Albrecht zuwei-
len auf geläufige Bezeichnungen der Personifikatio-
nen in Cesare Ripas um — wie im Fall der

41 BUCHOWIECKI1957(wteAnm.4),S. 118f.;MATSCHE1992
(wie Anm. 8), S. 216; zur Verbindung von Perseus-Mythos und
Herrscherrepräsentation siehe ZECH, A.-L.: Ařh P7772Ü-
pA'- Dřr ApctAčw A Ar
p ÖpfvAMAt Ar 7 6. pzW^AAt (—Imaginarium. Texte
zur historisch-politischen Bildsprache, 4). Münster ju.a.] 2000.

DAAď in der Tonne des „Friedensflügels"
- eine komplizierte, wohl in der Erwähnung des
Wortes „Wissenschaft" begründete Benennung „Gr
G7 p7APVPf% [sic!] 3WP<?% PVr^fpTGhG KhrygwfPpp"
(fol. 41 r) geben zu können: Der gleichsam statisch
konzipierte ikonographische Typus aus Ripas Mwo-
/pgA wird bei Daniel Gran in dem Sinn verändert,
dass nunmehr die Personifikation der „Weisheit" und
das Attribut des Lammes mit versiegeltem Buch in
einem konkreten Handlungszusammenhang agieren
(fol. 41 r).
Das Verhältnis zwischen dem Text des
H/PrčťPřifOíAv und der malerischen Ausführung
Der oben beschriebene Umstand, dass sich
nämlich die Inhalte von Grans Deckenfresken pri-
mär aus einer Summe von Personifikationen und
Figurengruppen zusammensetzen, deren inhaltliche
Zusammengehörigkeit nicht unmittelbar einsichtig
ist, scheint für Albrecht - mit Ausnahme der Figuren-
gruppen hinter der Scheinbalustrade in der Kuppel
— die Notwendigkeit mit sich gebracht zu haben,
einen für den Leser durchgehend verständlichen und
mit den Fresken nicht immer korrespondierenden
Erklärungsstrang zu konstruieren, um die einzelnen
Elemente der Beschreibung in der Folge zu einem
sinnstiftenden Ganzen verbinden zu können: Zum
einen wird hier die Mythologie als Argument kai-
serlicher Würde eingesetzt, 777/77/wPro /pyfPoA-
pArP-ťnrArř/^frhArG^ / 7/774ílT'ýGA/GrA^G77TPVí'77
rorfTP/^rA/jPGy-/ (fol. 29r), zum anderen dienen
die zahlreich vorkommenden Personifikationen als
attraktive Gelegenheit, die Handlung immer wieder
auf den Monarchen zu konzentrieren: „DÄÄVgfffPfp!?
B^ypp^ áAr G<? (U-/ Äg<?%PG ^ r<?r-
rrPipjp^ WP A ;w/yP,%Pn?% ITYrr^rcPp/^^ / ^7/ M?rEPffG%,
%'PV %ofP ?MfP4fGÄP2P<?r r^npP'PrG 777 Gr
ÄLGriy G<? TGy. PrGPÄp&Ä... rGV (fol. 29v).
Dadurch ergeben sich notwendigerweise Differen-
zen zwischen dem Text des H/Pr^rPüYvGx und den
^ Ähnlich bei der Beschreibung der „Göttlichen Weisheit":
„DA A%AhAfř EG/AwTg Asw [sic!] w'Æiw? TAAG [sic!] VV /
rAP TW'

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