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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 43.2010

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Nr. 2
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Serfőző, Szabolcs: Die Deckenmalereien der Pauliner Wallfahrtskirche und der Heiligen Brunnkapelle in Mariatal
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https://doi.org/10.11588/diglit.31178#0163

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wurde, spricht von Mariatal als einem berühmten
Wallfahrtsort^ In einem Tagebucheintrag des Prager
Erzbischofs Ernst Adalbert von Elarrach, der im
September 1639 Mariatal besuchte, wird die Kirche
ebenfalls als bekannter Gnadenort erwähnt." Den
Aufschwung des Kultes zeigt eindeutig, dass im Jahre
1661 das erste Mirakelbuch des Gnadenorts erschien,
in dem neben den Wundertaten der Jungfrau von
Mariatal die Ursprungslegende des Wallfahrtsortes
beschrieben wurde. Die Veröffentlichung des Ban-
des förderte Erzbischof György Lippay, der bereits
im Jahre 1647 4000 Gulden für die Sanierung der
angeblich verfallenen Kirche gestiftet hattet Lippays
Bruder Gáspár (gest. 1654), Gespan des Komitats
Bars, ließ um 1650 einen mit dem Wappen der Familie
Lippay verzierten neuen Gnadenaltar aus Holz in der
Kirche aufstellen." Den Erzbischof muss wohl die
Absicht geleitet haben, den Kult um die Mariataler
Jungfrau zu stärken: Sie wurde bereits im Titel des

kann nicht als erwiesen betrachtet werden, dass die Kirche
bereits im späten Mittelalter ein Wallfahrtsort war; die Gaben
sind vielmehr als Unterstützung der von Preßburger Bürgern
ebenfalls geschätzten Paulinergemeinschaft zu betrachten.
Vgl. ORTVAY, T.: M csvAA, ÆAA A
7300 - 7324. Pčyrčwy yärcr ArüAü, Zf. 3 [Das
familiäre, materielle, intellektuelle und religionsethische Le-
ben der Stadtbevölkertung, 1300 - 1526. Die Geschichte der
Stadt Preßburg, II. 4], Pozsony 1903, S. 388. Bemerkenswert
ist indessen, dass Barbara Edelpöck, die Mutter von Johann
Corvinus, in ihrem Testament von 1491 Gegenstände aus
Gold und Silber den Kirchen in Mariazell und Mariatal ver-
machte. Die Mariataler Kirche wurde wohl unterstützt, weil
ihr erster Mann, Friedrich „von Enzersdorf" vermutlich aus
Preßburg stammte. Siehe /A PAg.
ď/A 7% /A ZAygAi??? RcyA (Art, 7433 — 7430. Hrsg.
P. FARBAKY u.a. Budapest 2008, Kat. Nr. 14.10.
' Wien, ÖStA HHStA HKA, Hofhnanz-Ungarn, rote Nr. 128,
Konv. Oktober 1625, fol. 56: iKßw Aü Dřýwizř
UbylA, rAg%/A TAA/AAr A^Aaw, ü itw-
Œrr//, ü AmcAt
(Ich danke 1 štván Fazekas für die genauen
Angaben.)
^ Dü DAAw %tA ZhgyyA?/ Ar MW ZZ^rr^cf
(7333 - /Ü47J- Hrsg. K. KELLER - A. CATALANO. Wien
2010, Bd. 4, S. 608.
Vgl. GRIESKIRCHER, E: ADg?M<? U^n'A DcAwř, //AADü
ADAr AAwAA AwA'A... Viennae 1661, S. 86-88. Für die
Analyse vgl. KNAPP, É. — TÜSKÉS, G: Das erste Mirakel-

Mirakelbuchs von 1661 als Aíyy/M
d.h. als die höchste Patronin des Landes bezeichnet."'
Diese Botschaft akzentuierte auch der Stich auf dem
Vorsatzblatt des Bandes, der von Elias Widemann
erstellt wurde: Hier ist die Gnadenstatue mit Herr-
schaftsinsignien (Krone, Zepter und Reichsapfel)
dargestellt und von Emblemen, die auf die Invoka-
tionen der Lauretanischen Litanei, d.h. auf die wich-
tigsten Titel von Maria verweisen, sowie vom Wappen
des Erzbischofs umgeben. Die Schlussfolgerung
liegt nahe, dass der Erzbischof Lippay Mariatal zum
Pendant, ja gar zum Rivalen des Wallfahrtsortes von
Mariazell machen wollte, das von ungarischen Pilgern
immer massenhafter aufgesucht wurdeV Seine Be-
mühungen erwiesen sich nur zum Teil als erfolgreich,
denn es war primär die Mariazeller Wallfahrtskirche,
die der ungarischen katholischen Aristokratie seit der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Schauplatz
der sakralen Repräsentation diente.
buch von Mariatal (1661) und seine Wirkungsgeschichte. In:
WyAAAM, 21, 1999, S. 213-232. Grieskircher zufolge habe
György Lippay 1634 — noch als Bischof von Veszprém (We-
sprim) — eine Dankwallfahrt nach Mariatal geleitet, nachdem
die Pestepidemie in seinem Kirchenkomitat beendet war.
^ Vgl. EGGERER, A.: ZUgw^p^At rtvA... H7277AA7? OzA'Ar
GwA P^K'pnAI <v<?zA7A. Viennae 1663, S. 350.
9 Vgl. ZMP, Bd. I, S. 282, 320.
Die Verehrung Marias als Landespatronin war im Mitteleuro-
pa des 17. Jahrhunderts weit verbreitet. Dem Biografen von
Ferdinand II. zufolge apostrophierte der Kaiser die Madonna
von Mariazell als AZAA'. Vgl. LAMORMAINI, W:
ZüfAAGiZZ RíWAWčw/?? ApřrAAy AAAřt. Viennae 1638, S.
60. Die Dedikationsinschrift auf der Mariensäule, die 1647
Am Hof in Wien aufgestellt wurde, tituliert Maria „PArc/M
ü D^A/M HKüzA".
" István Fazekas weist darauf hin, dass der ungarische Klerus
zu dieser Zeit die Wallfahrtsorte m Ungarn (u.a. Mariatal)
gegenüber Mariazell bevorzugte; dies wurde auch durch
das auffallende Fernbleiben der Erzbischöfe Imre Lösy und
György Lippay vom steirischen Wallfahrtsort deutlich. Siehe
FAZEKAS, I.: Mariazell und der ungarische Adel zur Zeit
des Barock. In: AZzTAyP/<wA LAgizrw. 430 pAv<? rAgüw
Hrsg. W BRUNNER et al. Esztergom - Graz 2003,
S. 102-114, hier S. 112. Zu den Bezügen des Wallfahrtsortes
Mariazell zu Ungarn vgl. noch 7Z PZ^näyA—
A U%g%r%. KvA'Pü wAZAKíWTTg. Hrsg. P. FARBAKY - Sz.
SERFÓZÓ. Budapest 2004.

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