um die päpstliche Genehmigung der Ordensgrün-
dung bittet [Abb. 9] A
Die Fresken sowohl in Bänfalva als auch in
Mariatal stellen also die wichtigsten Gestalten und
Ereignisse der Geschichte des Paulinerordens in
den Mittelpunkt ihres Programms, wodurch sie die
Identität des Ordens, d.h. die Ansichten der Paulincr
bezüglich ihrer eigenen Vergangenheit, ihres Wer-
tesystems, ihrer Ideale und ihrer Rolle anschaulich
zu vergegenwärtigen vermögen. Anders formuliert,
können die Freskenensembles mit ihrer betont or-
densgeschichtlichen Thematik als visuelle Selbstre-
präsentation des Paulinerordens gedeutet werden.
Dies zeugt zugleich von der Bestrebung des nach
der Türkenherrschaft erstarkten Paulinerordens,
die bildlichen Ausdrucksmittel in den Dienst der
eigenen Repräsentation zu stellen und, mit anderen
Mönchsorden des Barockzeitalters wie den Jesuiten
vergleichbar, ein eigen(tümlich)es, für den Orden
charakteristisches thematisches Repertoire und eine
Ordensikonograhe für die künstlerische Repräsenta-
tion zu entwerfen. Dieser Bestrebung tragen z.B. auch
die Deckengemälde der Paulinerkirche in Obořiště
neben Prag Rechnung (J. M. Kubat, 1733). In der
einzigen böhmischen Kirche des Ordens stellen die
Deckenfresken des Schiffes ein ordenshistorisches
Pantheon dar: Auf der einen Seite der Scheinkup-
pel ist der heilige Paulus zu sehen, der - als
A des Eremitenlebens - um Marias Schutz
für die Pauliner bittet. In zwei weiteren Bildfeldern
sind der selige György Csepellényi (gest. 1674) und
ein anderer Paulinermärtyrer, der selige Heinrich
Theiss (gest. 1632), dargestellt. Auf der umstehenden
Seite wird die Vision des seligen Eusebius, sowie
die Gestalten des seligen Franz (Prior von Nosztra
ca. 1431) und Hector (Prior von Grosswaradein ca.
1333) dargestellt. Das Deckenfresko der Klosterbi-
bliothekin Obořiště (J. W Spitzer, 1757) thematisiert
ein anderartiges Pauliner Pantheon: hier werden
neben den vier Kirchenväter die Gestalten der Pau-
" Die einzige überlieferte frühere Darstellung der Szene ist ein
Ölgemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts in der Sammlung
des Paulinerklosters von Tschenstochau. Siehe NYARI, S.:M
A [Das Paulinerklos-
ter von Tschenstochau und seine ungarischen Denkmäler].
Budapest 1901, S. 66.
P. T^rv/AA/Azv, PxAAtAAAi; Ar RAVc/tAvc
Dgf PAiAAf wr P<ayV UrAw 11 .
ltner-Theologen, so wie Imre Esterhazy, Jánoš Kéry,
Gregorius Coelius Pannonius und Gáspár Mallechich
vor Augen geführt. ' In der Paulinerkirche im nord-
kroatischen Stridóvár (Strigova), an vermutlichem
Geburtsort des heiligen Hieronymus, wurde auf das
Tambour der Kuppel ein Fresko mit der Darstellung
der Apotheose des Hieronymus angebracht, das 1744
von einem aus Tirol abstammenden Laienbruder,
Johann Baptist Ranger (1700 - 1753) gemalt wurde.
' PODLAHA, A.: TiycgrgVü Ar ^4
A?PEA^ (—Topographie der Historischen
und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen von der
Urzeit bis zum Anfänge des XIX. Jahrhundert, Bd. XIII).
Prag 1902, S. 81. Ein Aufsatz des Verfassers, gemeinsam mit
Martin Mädl, zur Ikonographie der Obořiště Deckenmalereien
ist in Vorbereitung, der in der Zeitschrift / AK (P^V)
auf Englisch erscheinen wird.
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dung bittet [Abb. 9] A
Die Fresken sowohl in Bänfalva als auch in
Mariatal stellen also die wichtigsten Gestalten und
Ereignisse der Geschichte des Paulinerordens in
den Mittelpunkt ihres Programms, wodurch sie die
Identität des Ordens, d.h. die Ansichten der Paulincr
bezüglich ihrer eigenen Vergangenheit, ihres Wer-
tesystems, ihrer Ideale und ihrer Rolle anschaulich
zu vergegenwärtigen vermögen. Anders formuliert,
können die Freskenensembles mit ihrer betont or-
densgeschichtlichen Thematik als visuelle Selbstre-
präsentation des Paulinerordens gedeutet werden.
Dies zeugt zugleich von der Bestrebung des nach
der Türkenherrschaft erstarkten Paulinerordens,
die bildlichen Ausdrucksmittel in den Dienst der
eigenen Repräsentation zu stellen und, mit anderen
Mönchsorden des Barockzeitalters wie den Jesuiten
vergleichbar, ein eigen(tümlich)es, für den Orden
charakteristisches thematisches Repertoire und eine
Ordensikonograhe für die künstlerische Repräsenta-
tion zu entwerfen. Dieser Bestrebung tragen z.B. auch
die Deckengemälde der Paulinerkirche in Obořiště
neben Prag Rechnung (J. M. Kubat, 1733). In der
einzigen böhmischen Kirche des Ordens stellen die
Deckenfresken des Schiffes ein ordenshistorisches
Pantheon dar: Auf der einen Seite der Scheinkup-
pel ist der heilige Paulus zu sehen, der - als
A des Eremitenlebens - um Marias Schutz
für die Pauliner bittet. In zwei weiteren Bildfeldern
sind der selige György Csepellényi (gest. 1674) und
ein anderer Paulinermärtyrer, der selige Heinrich
Theiss (gest. 1632), dargestellt. Auf der umstehenden
Seite wird die Vision des seligen Eusebius, sowie
die Gestalten des seligen Franz (Prior von Nosztra
ca. 1431) und Hector (Prior von Grosswaradein ca.
1333) dargestellt. Das Deckenfresko der Klosterbi-
bliothekin Obořiště (J. W Spitzer, 1757) thematisiert
ein anderartiges Pauliner Pantheon: hier werden
neben den vier Kirchenväter die Gestalten der Pau-
" Die einzige überlieferte frühere Darstellung der Szene ist ein
Ölgemälde vom Ende des 17. Jahrhunderts in der Sammlung
des Paulinerklosters von Tschenstochau. Siehe NYARI, S.:M
A [Das Paulinerklos-
ter von Tschenstochau und seine ungarischen Denkmäler].
Budapest 1901, S. 66.
P. T^rv/AA/Azv, PxAAtAAAi; Ar RAVc/tAvc
Dgf PAiAAf wr P<ayV UrAw 11 .
ltner-Theologen, so wie Imre Esterhazy, Jánoš Kéry,
Gregorius Coelius Pannonius und Gáspár Mallechich
vor Augen geführt. ' In der Paulinerkirche im nord-
kroatischen Stridóvár (Strigova), an vermutlichem
Geburtsort des heiligen Hieronymus, wurde auf das
Tambour der Kuppel ein Fresko mit der Darstellung
der Apotheose des Hieronymus angebracht, das 1744
von einem aus Tirol abstammenden Laienbruder,
Johann Baptist Ranger (1700 - 1753) gemalt wurde.
' PODLAHA, A.: TiycgrgVü Ar ^4
A?PEA^ (—Topographie der Historischen
und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen von der
Urzeit bis zum Anfänge des XIX. Jahrhundert, Bd. XIII).
Prag 1902, S. 81. Ein Aufsatz des Verfassers, gemeinsam mit
Martin Mädl, zur Ikonographie der Obořiště Deckenmalereien
ist in Vorbereitung, der in der Zeitschrift / AK (P^V)
auf Englisch erscheinen wird.
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