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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0017
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nimmt mit seiner Grnndfläche die ganze Breite des Rückens ein, auf
welchem er ruht. Er hat die Gestalt eines geraden, ellyptischen, flach
abgestumpften Kegels von beträchtlicher Höhe. Die Platte des Berges
ist eine Ebene von ohngefähr zwölfhundert Quadratklaftern, welche die
alte Burgmauer als Zwinger umschloß, und aus deren Mitte sich ein
etwa vierzig Fuß hoher, völlig senkrechter Fels erhebt, der Träger des
eigentlichen Schloßgebäudes, von acht Schuhe dicken und viermal
so hohen Mauern. Später, als die neue Befestigungsweise aufkam,
wurde der südliche Abhang unterhalb der Platte geebnet und durch
Mauer und Erdwall zum Vorhofe gestaltet. Es lagen also die
sämmtlichen Werke dieser Bergveste, der Vorhof, der Zwinger und das
Schloß auf drei Ebenen etagenweise übereinander."
Daß die Römer auf dieser vortrefflich gelegenen Höhe ein Kastell
oder einen Wartthurm gehabt, ist höchst wahrscheiulich; was aber der
alte geroldseckische Geschichtschreiber von Graf Gerold, als dem Grün-
der der Burg und Stammvater des Hauses, erzählt, gehört völli-g in
das Reich der Fabeln. Die spätem Freiherren von Hohengeroldseck
sind sicherlich aus einer einheimischen Dyuastenfamilie entstanden, deren
erste Anfänge im Dunkel des eilften und zwölften Jahrhunderts be-
graben liegen, wie der Ursprung so vieler andern. Sie kamen indessen
auffallend schnell empor; sie ererbten die benachbarten Schlösser Lahr
und Mahl berg mit den anhängeuden Herrschaften, erwarben die
schutterische und ettenheimische Kastvogtei, erbauten die Burgen
Schwanau und Schlittern, gründeten und freiten die Stadt Lahr,
erlangten hohe geistliche und weltliche Würden, waren freigebig gegen
die Klöster, führten Fehden und Prozesse, und trieben, was ein ewiger
Schandfleck ihres Namens ist, zuweilen auch daS Gewerbe der Weg-
lägerci; sie vermehrten sich mit jedem Menschenalter, theilten sich in
mehrere Aeste, ihr Glanz nahm ab, ihr Wohlstand zerfiel, und das
uralte, hochadlige Geschlecht erlosch endlich mit Herrn Jakob, einem
hochbetagten Greise, im Jahr sechszehnhundert viernnddreißig (^).

(8) Reinhard, Geschichte des Hauses Geroldseck, wobei die alte geroldseckische
Chronik des Mathäus von Pappenheim im Auszüge abgcdruckt ist.
Der gute Mann, welcher sich auf sein Wissen in Kenemlo^lcm wohl nicht
wenig zu gute that, nennet als den Erbauer der Burg und Stammherrn des
Geschlechts ven Schwager Karl des Großen jenen bekannten Grafen Gerold,
welcher nach dem Sturze der Agilolfinger das Hcrzogthum Baiern verwaltete.
Es ist aber einerseits ebenso gewiß, daß derselbe ohne Nachkommenschaft ver-
starb , als eS andrerseits die Urkunden unzweifelhaft darthun, daß die
 
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