Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

DOI Heft:
Inhalt
DOI Artikel:
Bader, Joseph: Das berühmteste Weinjahr: ein Chronikstück
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0055
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
41

Preis des alten Gewächses sank aufs Unglaubliche herab. In
Zürich galt der Kopf tz) einen Kreuzer, iu Basel "I der Saum
5 Plappert, iu Mülhausen das Ohm einen Batzen!
Um sich des alten Weines zu entledigen, zwang der elsaßische
Junker Georg Hafner seine Bauern, denselben in der Frone
hinwegzutrinken. Die guten Leute gicngen wöchentlich zweimal,
nut Brot und Käse versehen, an dieses lustige Geschäft. Natürlich
aber gab es dabei Händel und Schlägereien, welche der Junker
regelrecht bestrafen ließ und dadurch an Bußgeldern mehr
gewann, als wenn er seinen Wein verkauft hätte Diese
kleine Geschichte wirft nebenbei auch ein schlagendes Licht auf die
damalige Pflege der lieben Gerechtigkeit.
Wenn man sich aber auf so sinnreiche Art bemühte, des
1539"Hlos zu werden, so ist's kein Wunder; denn welch' ein
Gewächs war der 1540"! Crusius meldet, daß man davon
nur ein Gläslein habe kosten dürfen, um berauscht zu werden.
Gr nennt denselben prneoiarnm, nodiimmmum viumn er
nntnm, der ihm vortrefflich gemundet. Melanch-
thon erzählt, daß sich Viele daran zu Tode getrunken, und
Stumpf ") versichert, daß nie etwas Köstlicheres über seine
Zunge gekommen. Die Franzosen nannten das Jahr 1540
sehr bezeichnend I'nune« des vi»8 ro8li8 'H; in vielen reichs-
städtischen Kellern aber wurde der 1540" mit besonderer Sorgfalt
aufbcwahrt und noch lange als erste Seltenheit vorgewicsen.

9) Der Zürikopf hatte zwei Maß; man trank also den Schoppen 1539er
für einen Haller!
10) Nach der Weinschlag-Tabclle bei P. Ochs (Gesch. v. Basel VI, 529)
galt vom 1538er der Saum 3 Pfd. 13 Schllg. , vom 39er nur 17 Schllg. und
vom 40er anfangs 16, bald aber 18 Schllg. Nach dem Ebring er Weinschlag
galt der 1539er nur 9 Batzen 6 Pfenning, und der 1540er schon 12 Batzen
4 Pfenninge. Mone, bad. Arch. II, 362.
11) I. P. Kayser, hist. Schauplatz der Stadt Heidelberg. S. 278.
12) ^nnales 8uev. II, 640, und kruleip. 61.
.13) (Mronicon (üurioiiis, lib. IV.
14) Schweiz. Chron. II, 129 und 377.
15) M. Stettler, Schweiz. Chron. II, 119.
 
Annotationen