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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Das berühmteste Weinjahr: ein Chronikstück
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0057
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Zu Kar sau bei Beuten hatte dieser germanisierte Malva-
sier den Ruf des sauersten Getränkes erlangt, und man sagte
ihm noch Schlimmeres nach, als selbst dem Sipplinger am Bo-
densee 'S). Aber siehe da — die Sonne von 1540 erhob ihn
zur stärksten und - süßesten Gottesgabe am ganzen Oberrhein!
Und zu Albersweiler im Elsaße erlangten die Hudler zu-
weilen eine Größe, wie jene canaanitischcn Trauben des alten
Testaments. Man verehrte von diesen 1540" Risen dem Könige
Ferdinand und seinen Höflingen einige Exemplare, welche als
Merkwürdigkeit des Jahrhunderts in Oel abgemalt wurden'^).
So gestaltete sich das Jahr 1540, ungeachtet seiner Dürre,
seines Futtermangels, seiner Waldbrände und andern Gefahren,
zu einem außerordentlich gesegneten und wohlfeilen, wie
denn überall das höchste Licht und der tiefste Schatten neben
einander erscheinen.
Da die beiden Hauptgewächse, das Getreide und der
Wein, in solcher Güte und Menge gerathen waren, lebte man
unglaublich billig. So hat uns unter Anderem die Memmin-
ger Chronik als ein »inAuIark lruAnIitntis et nnnoune vilitntis
lestimoninm die Notiz aufbewahrt, daß damals ein Bürger bei
seinem Hochzeitmahle des Mittags zwei und des Abends einen
Batzen für jeden Gast bezahlt habe?").
Ob sich aber der edle 1540"' wohl auch mit schlechterem Ge-
wächse mußte vermählen lassen, um dasselbe trinkbar zu machen,
wie es heutzutage das Schicksal solcher Weine ist? Wir zweifeln
nicht daran; nur mag es noch mit einiger Bescheidenheit geschehen
sein, da die Kunst der Weinmischung damals noch in ihrer
Kindheit lag und durch strenge Verordnungen verpönt war.
So hatte man schon unter Markgraf Christoph I, „dieweil
seit länger her viel unziemliche und schädliche Gemächte bei den

18) I. Stumpf, Schweiz. Chrom tt, 377. Später pflanzte man in
der Beukener Gemarkung vorherrschend die rothe Burgunder Traube und das
Sylvaner Gewächs.
19) xV. kttsen^rein, ctiro». urb. 8pirne, 293.
20) Kg^ittnrius de civitntwus imper. Handschr. S. 336.
 
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