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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine altbadische Fürstengestalt: nach Bild und Schrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0095
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Mit gleichem Eifer wirkte Ludwig für die bessere Bildung
und Sittlichkeit seiner Geistlichen. Er kannte die herrschenden
Uebelstände derselben gar wohl und betrat den Weg eines wah-
ren Reformators, indem er ihnen ernstlichst zu steuern suchte,
ohne die Gränzlinie zu überschreiten, welche ihm durch die Kir-
chengesetze vorgezeichnet war.
Wie aber seine Amtsbrüder zu Basel und Straßburg
ihre spätern Tage durch die Wirren der kreisenden Zeit viel-
fach getrübt sahen, so erfuhr dies noch in traurigerer Weise der
Bischof zu Spei er. Zwei Ereigniße besonders trafen den edlen
Prälaten schwer aufs Herz — der Grömbacher Bundschuh
und der Pfälzerkrieg.
Es hals damals einzelnen Fürsten wenig mehr, eine landes-
väterliche, volksfreundliche Gesinnung zu beweisen. Das dunkle
Streben nach Abwersung des alten verhaßten Joches, nach
endlicher Befreiung von dem ausgearteten Herrenwesen, lag ein-
mal in der Masse des „armen Mannes"; es war ein allgemeiner
Drang, welchen jene Beispiele nicht mehr hinderten. Niemand
konnte es redlicher mit seinem Volke meinen, als der Markgraf
von Baden, als die Bischöfe von Straßburg und Speier,
und gleichwohl hatten es der elsäßische und bruhreinische Bund-
schuh zunächst auf eben sie abgesehen^).
Schwerer aber noch, als durch die Grömbacher Bauernver-
schwörung, wurde Bischof Ludwig durch den pfälzischen Krieg
betroffen. Welche Lage für den friedliebenden Prälaten zwischen
dem erzürnten, rachedurstigen Kaiser und dem hochbedrängten
Freunde und Gevatter! Sie drückte dem Edlen das Herz ab,
er erlag seinem Gram und Kummer im Auguste 1504.
Sein Nachfolger Philipp von Rosenberg, welchen er selber
zur Wahl empfohlen, zeichnete sich durch eine sparsame Ver-
waltung aus, und würde auch sonst der Wohlthäter seines
Stiftes und Volkes geworden sein, wenn ihn körperliche Leiden
nicht zu sehr gehindert. Seine Hirtenbriefe eiferten besonders

63) Remling, Gesch. der Bisch, zu Speier (II, 176), wo die Darstellung
deS Bischofs Ludwig besonders anziehend ist.
Badenia, 1858,

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