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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0245
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bürg, welche im obern Kletgaue reich begütert waren. Sie ver-
heirateten sich mit schafhausischen Patriziertöchtern, und so ge-
langten das obere und untere Schloß in der Folge an die Familie
Jünteler zu Schashausen und mit deren Erbe zu Anfang des
15ten Jahrhunderts an die Oeninge daselbst. Nun besaßen
1487 die Gebrüder Georg und Wilhelm aus diesem Geschlechte
der eine das untere, der andere das obere Schloß, wo sich da-
mals eine berüchtigte Geschichte zutrug.
Ich habe schon anderwärts angeführt, wie der wirthschafts-
lose Herzog Sigmund von Oesterreich sich von seinen Höflingen
verleiten lassen, mit dem Hause Baiern einen geheimen Vertrag
wegen Verpfändung seines Fürstentums einzugehen, und wie der
leichtsinnige Handel noch rechtzeitig vom Kaiser entdeckt und auf
die Urheber desfelben die Acht gelegt worden. Der eine dieser
Geächteten nun, Ulrich von Gägging, Oberhofmeister des Her-
zogs, flüchtete sich nach Jestetten zu Wilhelm Oening und ver-
wickelte ihn dadurch in einen weitläufigen Rechtshandel.
Denn wie sorgfältig der Junker seinen heimlichen Gast auch
versteckte, so kam der Vogt von Nellenburg der Sache dennoch
aus die Spur und veranlaßte den Grafen von Sulz, als Ober-
gerichtsherr zu Jestetten, den Flüchtling heraus zu begehren. Als
Oening nun die Auslieferung verweigerte, weil sein Gast zuerst
vor das niedere Gericht daselbst gehöre, ließ der Graf ohne Wei-
teres das Schloß belagern.
In dieser Verlegenheit wußte sich Oening aber nach Luzern
zu wenden, wo er Bürger war und seine Verwandten hatte. Der
Rath schickte ihm 90 Mann zum Schutze, und der Handel gelangte
sofort an die Eidgenossen, welche'ihn dahin vermittelten, daß
die Burg des Oening unbeschädigt bleibe, der Flüchtige dagegen
zu Schafhausen den Rechtsgang erharre.
Als der Kaiser diesen Hergang erfahren, schrieb er an die
Schashauser und den Grasen von Sulz belobte ihren red-
lichen Eifer in der Sache und schalt die Treulosigkeit des Ober-

14) Schreiben K. Friderichs III vom 13ten und folgenden September
1487, handschriftl. Ruger's Schafh. Chron. S. 356 und 386.
 
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