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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die deutsche Reichsgränzfestung Philippsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0258
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Gegen ein solches Unterfangen ließ der Kurfürst eine scharfe
Ordonnanz ergehen, „wie sehr es ihm zu Herzen gedrungen, daß
man einem Reichsfürsten seine eigentümliche Festung vor-
enthalte und mit ungenehmen Truppen besetze, und wie er ver-
hoffe, daß Commandant und Mannschaft sich eines Bessern be-
scheiden werden."
Zugleich wandte sich Philipp an den Kaiser und unter-
stützte sein Gesuch' um Rückgabe von Philippsburg mit so
schlagenden Gründen, daß derselbe am Iten September 1633 an
die Besatzung daselbst den Befehl erließ, „dem Kurfürsten, unter
dem Accorde eines freien Abzuges, die Festung ohne alle Aus-
rede und Verzögerung zu übergeben."
Wie bestimmt dieses aber auch lautete — es wurde nicht
vollzogen; denn Bamberger behielt die Festung so hartnäckig
inne, daß die Schweden unter August Schmidberger sic be-
lagern mußten. Die kaiserliche Besatzung hielt sich vier Monate
lang mit entschlossener Ausdauer. Erst, nachdem ihr alle Zufuhr
abgesperrt und in der Stadt eine solche Hungersnoth aus-
gebrochen war, daß man Pferde, Hunde, Katzen, Raiten und
Mäuse mit theuerem Gelde erkaufen mußte, um nur den ärgsten
Hunger zu stillen — erst jetzt, am 3ten Jänner 1634, übergab
man den Platz auf annehmbare Bedingnisfe hin.
Die Schweden waren anfangs gar nicht gesonnen, die
eingenommene Festung an Frankreich zu überlassen, und es be-
durfte mehrfacher Verhandlungen durch den Kurfürsten selbst, bis
sicks (am 27sten September) unter dem Bedinge eingiengen, daß
dieselbe „mit französischen und deutschen Truppen zugleich
besetzt werde, der Commandant zwar seinem Könige allein, die
Besatzung aber auch den unierten Ständen den Eid der Treue
schwören, und der Ort nach erfolgtem Frieden dem Bischöfe von
Speier wieder anheim fallen solle."
Philippsburg blieb jedoch nur kurze Zeit in diesem son-
derbaren Besitze; denn als zu Anfang des nächsten Jahres die
Kaiserlichen vermerkten, daß die dortige Besatzung nicht gar-
stark sei und sich mitten im Winter auch keiner Belagerung
versehe, faßte Bamberger, mit Genehmigung des kaiserlichen
 
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