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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Kommunisten von Amoltern: ein sozial-historisches Genrebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0292
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276 -

Da veranlaßten die beiden Gründer der „christlichen Ver-
brüderung" eine ausführliche Eingabe der Betreffenden an die
beiden Ortsherrschaften von Baden und von Wittenbach
welcher ich folgende Stellen entnehme.
„Einige Familien des Ortes Amoltern haben sich aus
freiem Antriebe (unter Vorbehalt des ungehinderten Wiederaus-
trittes) entschlossen, eine allgemeine Gütergemeinschaft unter
sich zu errichten. Der Plan dieser Gesellschaft besteht aber darin,
daß all' das Unserige ohne Ausnahme eine gemeine Masse
vorstelle, woraus jedem einzelnen Mitgliede oder jeder Familie
nach dem Verhältnisse der Bedürftigkeit ein hinlänglicher Lebens-
unterhalt gereicht-/werde."
„Es sind nämlich Einige von uns mit Glücks gütern
ziemlich gesegnet, während Andere durch unermüdlichen Handfleiß
kaum ihren Unterhalt erringen können, und nach ihrem Tode
unglückliche Wittwen und Waisen hinterlassen. Deshalb haben
sich die Bemittelten entschlossen, diese Bedauernswürdigen in die
Gemeinschaft ihrer Güter aufzunehmen."
„Hierdurch wird der Nah rungs stand verbessert und der
Bettel aufgehoben, Wittwen und Waisen finden ihren nöthigen
Unterhalt, ledige Weibsbilder ihre Aussteuer, Kranke und
Schwache hilfreichen Beistand, und überhaupt — der Bürger
wird besser und tugendhafter, weil er nicht mehr nöthig hat,
habsüchtig und mißgünstig zu fein."
Natürlich erfolgte auf diese Eingabe ein abschlägiger
Bescheid, was jedoch die beiden Häupter der neuen Gesellschaft
nicht hinderte, die Organisation derselben fortzusetzen. Sie thaten
es möglichst geheim, wurden über verrathen und vor ihre
obrigkeitlichen Behörden gezogen.
Es erschien eine landesherrliche Kommission zu Amoltern,
um die Sache zu untersuchen. Da erklärte die größere An-
zahl der Ortsbürger, „sie seien nicht gewillet, ihre Güter zu-
sammenzuwerfen, es wäre denn Sache, daß der Versuch bei
den Andern einen guten Ausschlag finde". Die Kommissäre

8) Sie ist vom Zuni 1778.
 
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