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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Kommunisten von Amoltern: ein sozial-historisches Genrebild
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0293
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- 277

dagegen meinten, „wenn der fromme Zweck des Paters auch
ausführbar wäre, fo würden gerade die Amolterer am we-
nigsten tauglich zu einer Gesellschaft sein, welche Tugenden er-
fordere, wie sie die ersten Christen gehabt."
Unter diesen Umständen wurden die ängstlichen Gemüther
zu Amoltern unruhig und besorgt, Andere faßten ein scheues
Mißtrauen, und die übrigen Leute in ihrer Weltklugheit lachten
über den Pater und seine getreueren Anhänger.
Während nun aber Pfarrer Ganter in Folge eines strengen
Regierungsbefehles sich der Sache entschlug und ruhig verhielt,
erhob sein Freund Romuald in wiederholten Eingaben bittere
Beschwerden über Gewalt und Unterdrückung. Hierauf erließ
die Regierung unterem 7ten Dezember 1779 an den Kapuziner-
Provinzial: „Da Pater Romuald von seinem schwärmerischen
Vorschläge gegen alle Ermahnungen nicht abgehen will, so findet
man's für das Geratenste, diesen unruhigen Mann nach Kon-
stanz zu versetzen, allwo ihm unter den Augen der bischöflichen
Kurie leichter Schranken zu setzen sind."
Solches geschah sofort, man gewann aber nichts damit;
denn der zähe Pater behelligte die Regierung nach- wie vorher
mit seinen Beschwerde- und Bittschriften. Es gelang ihm auch,
ungeachtet aller Überwachung, einen starken Briefwechsel mit
gleichgesinnten Männern in Deutschland, Frankreich, Italien und
Spanien zu führen o).
Ebenso stand Pater Romuald mit den Kolonisten der Sierra
Morena noch immer in brieflichem Verkehre. Er schrieb ihnen:
„Seid dankbar dafür, daß Euch der liebe Gott dahin berufen,
wo Ihr Euch befindet; bei uns her auf en wird es täglich
fchlimmer." Diese Worte bezogen sich zum Theil auf die kirch-
lichen Reformen Josefs II, welche in den Augen eines Bettel-
mönchs der größte Gräuel waren.
In Spanien liefen über den edlen Monarchen die ab-
geschmacktesten Gerüchte herum. So unter Anderem schrieb ein

9) Er war des Französischen, Italienischen und Spanischen mächtig, wie
des Lateinischen und Deutschen, und crtheilte zu Konstanz darin Unterricht.
 
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