DOI Heft:
Inhalt
DOI Artikel:Bader, Joseph: Historisch-Topographisch-Statistisches über das Amt Brettheim
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0322
306
Die moderne Kultur mit den unabweisbaren -Folgen
ihres nivellierenden Wesens verwischt von den Ueberresten der
früheren Zeitalter tagtäglich Etwas, und die nächste Generation
wird wenig mehr des Althergekommenen finden, was die
gegenwärtige in ihrer Jugend noch gesehen. Alte volksthümliche
Sitten, Gebräuche, Trachten und Feste verschwinden vor unsern
Augen, wie die alten Gebäude uud Einrichtungeu. Denn die
Gegenwart verläugnet gerne ihre Mutter und verschmäht es,
deren geerbte Kleider zu tragen.
Was könnten wir Freunde des Alten hiergegen aber wohl
thun? Nichts, denn der Zeitenstrom ist nicht aufzuhalten. Es
bleibt unserer Sorgfalt daher nur übrig, von dem annoch Vor-
handenen jener Gebäulichkeiten, Anstalten und Einrichtungen,
Sitten, Trachten und Gebräuche wenigstens ein getreues In-
nen t a r i u m aufzustellen.
Das wollen wir denn auch mit redlichem Eifer, unbeirret
durch das Achselzucken der modernen Weisheit, lins leitet die
Pietät für das Schöne und Gute früherer Zeiten; sie aber hat
keine Beweise dafür, daß unsere Arbeit eine unnütze sein und
verbleiben werde.
Kann die Gegenwart in ihrem Ausbeutungsstreben unsere
topographisch-statistischen Mittheilungcn gebrauchen, so erscheint
wohl noch eine Zeit, welche unser Jnventarium über Früheres
ebenso benützen wird. Denn auch der Zeitenstrom hat Stellen,
wo ein Theil seiner Wasser zurückgehen muß, um dem andern
gefahrloser und ruhiger durch fein Bette zu verhelfen.
Eine gründliche und einläßliche historisch-statistische Orts-
beschreibung ist für den Bürger und Landmann die nützlichste
Lectüre, hundertmal nützlicher, als al? die Brocken, welche man
ihm aus der allgemeinen Geschichte und Statistik auf den Wegen
der Modebildung zukommen läßt. Und in manchen Gegenden
lebt unter dem Volke auch noch ein empfänglich er Sinn
25) Ich kenne bei uns Landstädte, worin man Bürger findet, welche
immer höchst begierig nach einer Schrift über ihre örtliche Geschichte und Statistik
greifen. Ich kenne daneben auch Dörfer, wo bei älteren Leuten irgendwelche
Die moderne Kultur mit den unabweisbaren -Folgen
ihres nivellierenden Wesens verwischt von den Ueberresten der
früheren Zeitalter tagtäglich Etwas, und die nächste Generation
wird wenig mehr des Althergekommenen finden, was die
gegenwärtige in ihrer Jugend noch gesehen. Alte volksthümliche
Sitten, Gebräuche, Trachten und Feste verschwinden vor unsern
Augen, wie die alten Gebäude uud Einrichtungeu. Denn die
Gegenwart verläugnet gerne ihre Mutter und verschmäht es,
deren geerbte Kleider zu tragen.
Was könnten wir Freunde des Alten hiergegen aber wohl
thun? Nichts, denn der Zeitenstrom ist nicht aufzuhalten. Es
bleibt unserer Sorgfalt daher nur übrig, von dem annoch Vor-
handenen jener Gebäulichkeiten, Anstalten und Einrichtungen,
Sitten, Trachten und Gebräuche wenigstens ein getreues In-
nen t a r i u m aufzustellen.
Das wollen wir denn auch mit redlichem Eifer, unbeirret
durch das Achselzucken der modernen Weisheit, lins leitet die
Pietät für das Schöne und Gute früherer Zeiten; sie aber hat
keine Beweise dafür, daß unsere Arbeit eine unnütze sein und
verbleiben werde.
Kann die Gegenwart in ihrem Ausbeutungsstreben unsere
topographisch-statistischen Mittheilungcn gebrauchen, so erscheint
wohl noch eine Zeit, welche unser Jnventarium über Früheres
ebenso benützen wird. Denn auch der Zeitenstrom hat Stellen,
wo ein Theil seiner Wasser zurückgehen muß, um dem andern
gefahrloser und ruhiger durch fein Bette zu verhelfen.
Eine gründliche und einläßliche historisch-statistische Orts-
beschreibung ist für den Bürger und Landmann die nützlichste
Lectüre, hundertmal nützlicher, als al? die Brocken, welche man
ihm aus der allgemeinen Geschichte und Statistik auf den Wegen
der Modebildung zukommen läßt. Und in manchen Gegenden
lebt unter dem Volke auch noch ein empfänglich er Sinn
25) Ich kenne bei uns Landstädte, worin man Bürger findet, welche
immer höchst begierig nach einer Schrift über ihre örtliche Geschichte und Statistik
greifen. Ich kenne daneben auch Dörfer, wo bei älteren Leuten irgendwelche