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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Historisch-Topographisch-Statistisches über das Amt Brettheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0323
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— 307 —

für solche Schriften, dessen Pflege unsere Aufgabe nm so mehr
sein sollte, als ihm ein Anderer feindlich entgegen tritt.
Beinahe jeder Mensch hat die natürliche Neugier, zu er-
fahren, wie es an dein Orte, in der Gegend, in dem Lande, wo
er geboren und erzogen worden oder sich niedergelassen, früher
ansg eschen und welcher Gestalt sich aus den alten Verhält-
nissen und Zuständen die neuen entwickelt. Bei uns De ursch en
aber besteht neben dieser Neugier für das Nächste, Heimathliche,
auch eine vorherrschende Sucht nach dem Auswärtigen, Fremden,
so daß Vielen, wo nicht den Meisten, die Beschreibung wild-
fremder Gegenden weit interessanter ist, als eine Darstel-
lung des eigenen Geburts- oder Wohnortes.
Nun mehren sich die Mittel und Wege des Verkehres mit
aller Welt tagtäglich, wodurch die Kenntniß fremder Oert-
lichk eiten, Länder und Völker immer allgemeiner und das
Interesse dafür fortwährend gesteigert wird. In unsern Gesell-
schaften spricht man über die Angelegenheiten von Paris mit
einer Detailkenntniß, wie kaum über die wichtigsten der eigenen
Heimath, und in unseren Schulen füllt man das Gedächtnis;
der Jugend mit der ganzen Nomenclatur des Erdkreises an,
während die wenigen Namen der heimathlichen Gaue dort
kaum eine Erwähnung finden.
Soll dieser wachsenden Einseitigkeit nicht irgend eine Schranke
gesetzt werden? Sollen wir nicht darauf hinarbeiten, durch ein
gründliches Kennen und Verstehen des Einheimi-
schen unsere Bildung vor der Oberflächlichkeit und Eitelkeit mo-
derner Allerweltswisserei zu bewahren? Dieser Damm wird noth-
wendig sein, wollen wir nicht endlich uns selber verlieren, und der
Zeit en ström wird ihn nicht überall wieder zerreißen.
Die Pflege des Heimathlichen, deren Werth noch so
Viele völlig verkennen, ist zu einer Anforderung unserer vater-
ländischen Thätigkeit geworden — dem Geiste gegenüber, welchem

Nachrichten über die Ortsgeschichte einen beliebten Gegenstand der Unterhaltung
bilden, und wo es Bauern gibt, von deren schwerer, schrundiger Hand man
Abschriften der Dorfchroni! besitzt.

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