DOI issue:
Inhalt
DOI article:Bader, Joseph: Historisch-Topographisch-Statistisches über das Amt Brettheim
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0325
309
Denn eine Ortsgeschichte und Beschreibung hat wenig Werth,
wenn sie nicht in's Einzelnste eindringt. Das Uebergehen der
näheren Umstände einer geschichtlichen Erscheinung, als ob solche
zu geringfügig für die Feder des Verfassers wären, gleichet jener
bequemen Art zu malen, worein jetzt so viele unserer jungen
Künstler verfallen.
Diese Herren wählen Gegenstände zu ihrem Dorwurfe, welche
eben nur durch ihre kleinen Einzelheiten den Werth eines
künstlerischen Stoffes haben, geben dieselben aber in so allge-
meinen Zügen wieder, daß der vom Ganzen angezogene Be-
schauer sich sehr getäuscht findet, wenn er das Auge in die Nähe
des Gemäldes bringt.
Wie einst Winkelmann zu Rom auch den geringsten
Fund voir griechischen oder römischen Alterthümern nicht ver-
schmähte, sondern: dankbar willkommen hieß, nm daran zu lernen,
so soll der vaterländische Topograph es mit den Ueberbleibseln
unseres Mittelalters halten. Selbst aus den letztverflossenen Jahr-
hunderten müßen ihm Briefe, Hauschroniken und andere Fami-
liennachrichtei: höchst erwünscht sein, weil man es hundertmal
erfährt, wie sehr die Meinung täusche, daß das Meer des Ge-
druckten schon Details genug enthalte.
Gedruckte Nachrichten reichen selten hin, einer geschichtlichen
Erscheinung auf den Grund zu kommen; man bedarf der schrift-
lichen oder mündlichen Privatnotizen, welche den Schlüssel
zu jenen enthalten. So bietet oft die unscheinbarste Erzählung
alter Leute, die dürrste Hauschronik, der geringfügigste Brief
oder Aufschrieb eine Stelle, eine Beziehung, eine Andeutung,
welche hier den Schleier lüften, dort das Räthsel lösen hilft.
Ich muß es also wiederholen, daß Lei der Bearbeitung einer-
historisch - statistischen Ortsbeschreibung das Zusammentragen be-
züglicher Nachrichten aus gedruckten Werken und Schriften
weit der geringere Theil der Arbeit sein soll. Das getreue Er-
heben der Umstände und Thatsachen an Ort und Stelle, das
Schöpfen der Nachrichten aus mündlichen Ueberlieferungen und
aller Art von Aufzeichnungen — das ist und bleibt dabei durch-
aus das Hauptverdienst.
Denn eine Ortsgeschichte und Beschreibung hat wenig Werth,
wenn sie nicht in's Einzelnste eindringt. Das Uebergehen der
näheren Umstände einer geschichtlichen Erscheinung, als ob solche
zu geringfügig für die Feder des Verfassers wären, gleichet jener
bequemen Art zu malen, worein jetzt so viele unserer jungen
Künstler verfallen.
Diese Herren wählen Gegenstände zu ihrem Dorwurfe, welche
eben nur durch ihre kleinen Einzelheiten den Werth eines
künstlerischen Stoffes haben, geben dieselben aber in so allge-
meinen Zügen wieder, daß der vom Ganzen angezogene Be-
schauer sich sehr getäuscht findet, wenn er das Auge in die Nähe
des Gemäldes bringt.
Wie einst Winkelmann zu Rom auch den geringsten
Fund voir griechischen oder römischen Alterthümern nicht ver-
schmähte, sondern: dankbar willkommen hieß, nm daran zu lernen,
so soll der vaterländische Topograph es mit den Ueberbleibseln
unseres Mittelalters halten. Selbst aus den letztverflossenen Jahr-
hunderten müßen ihm Briefe, Hauschroniken und andere Fami-
liennachrichtei: höchst erwünscht sein, weil man es hundertmal
erfährt, wie sehr die Meinung täusche, daß das Meer des Ge-
druckten schon Details genug enthalte.
Gedruckte Nachrichten reichen selten hin, einer geschichtlichen
Erscheinung auf den Grund zu kommen; man bedarf der schrift-
lichen oder mündlichen Privatnotizen, welche den Schlüssel
zu jenen enthalten. So bietet oft die unscheinbarste Erzählung
alter Leute, die dürrste Hauschronik, der geringfügigste Brief
oder Aufschrieb eine Stelle, eine Beziehung, eine Andeutung,
welche hier den Schleier lüften, dort das Räthsel lösen hilft.
Ich muß es also wiederholen, daß Lei der Bearbeitung einer-
historisch - statistischen Ortsbeschreibung das Zusammentragen be-
züglicher Nachrichten aus gedruckten Werken und Schriften
weit der geringere Theil der Arbeit sein soll. Das getreue Er-
heben der Umstände und Thatsachen an Ort und Stelle, das
Schöpfen der Nachrichten aus mündlichen Ueberlieferungen und
aller Art von Aufzeichnungen — das ist und bleibt dabei durch-
aus das Hauptverdienst.