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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Das badische Unterland: eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0354
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336 —

Was das Rae en mäßige in den Bewohnerschaften des
Unterlandes anbelangt, so bestehen sie, wie die oberländischen,
aus einem dunkeln, einem Hellen nnd einem gemischten Menschen-
schläge, deren seelische Beschaffenheit sich hier in einem sehr be-
weglichen und dort in einem ruhigeren Wesen bekundet. Ueber-
haupt aber unterscheidet sich der Unterländer durch seine größere
Rührigkeit von dem Oberländer, welches daher gemeinlich
die Zielscheibe des gegenseitigen Witzes bildet.
In den unterländischen Gauen saßen ursprünglich , wie im
ganzen Rheinthale, die alten Kelten, dann folgten von Osten
her die Germanen, hierauf von Westen her die Römer mit
den Galliern (Neukeltcn), und endlich die Alemannen und
Thüringer; denn nach der Völkerwanderung wohnte im Main-
und Tauberthale thüringisches und vom Maine aufwärts ale-
mannisches Volk neben den Ueberbleibscln der früheren römisch-
gallischen Bevölkerung.
Da geschah die Schlacht bei Zülpich (496), welche zwischen
den Alemannen und Franken den Streit um die Vorherr-
schaft für letztere entschied. Sofort wurde von den Siegern alles
Land bis hinauf an die Trcisam und Wiese in Besitz genommen,
später jedoch die Murg oder Osbach als Gränzscheide zwischen
beiden Stämmen festgesetzt.
Wie aber nach Süden, so dehnten sich die Franken auch
nach Osten aus, wodurch namentlich das Tauberthal in den
Begriff des östlichen Franziens siel. Die alemannischen und thü-
ringischen Familien mögen hiebei großentheils zurückgewichen sein,
während die alt- und neukeltisch e Bevölkerung mit charakte-
ristischer Zähigkeit an ihrer so viele Jahrhunderte hindurch be-
bauten Scholle hängen blieb. Den Hauptbestandtheil der Be-
wohner in unfern rhein- und ostfränkischen Gauen bildeten daher
diese Ueberreste' aus der keltisch-römischen Kulturzeit und die ein-
gewanderten Stämme des siegreichen Frankenvolks.
Diese Hanken zeichneten sich, wie die Gothen, durch ihre
Neigung und Fähigkeit für die Fortschritte der Kultur besonders
aus. Sie nahmen sehr viel Römisch-Gallisches in ihr
Leben auf und vermittelten dadurch die Kulturverlassenschaft der
 
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