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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Das badische Unterland: eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0356
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längst einen rühmlichen Namen erhielt. Es ist reinlich und ord-
nungsliebend und nicht so zähe in seinen Vorurtheilen füUs Alte,
wie die Bauernleute anderwärts.
Einen desto schlimmern Rnf haben die Odenwälder er-
langt, dessen Begründetheit wir nicht untersuchen wollen. Wie
im Oberlande, wo der Uebernamen des Seehasen freilich weit
weniger despectirlich ist, als im Unterlande derjenige des Gänse-
diebes ?'), Niemand ein Schwabe sein will, so weigert man sich
auch im Baulande und' in der Pfalz, ein Odenwälder zu sein.
Nur die Rittersbacher am rechten Ufer ihres Thalwassers
müßen sich's gefallen lassen, von den eigenen Ortsgenossen am
andern Ufer den Schimpf „ihr Odenwälder" hinzunehmen.
Eine Entschuldigung für die Fehler, welche man diesem
Waldvolke zuschreibt, ligt aber wohl, wie ich schon angedeutet,
in der Dürftigkeit des odenwäldischen Sandsteinbodens und
in dessen unläugbarem Einflüsse auch auf die seelische Beschaffen-
heit seiner Bewohner. Man möchte daher wünschen, dieses Berg-
land wäre nicht so urbar gemacht, sondern bei seinen alten Wäl-
dern belassen worden.
Der Unterländer, bevorab der Pfälzer, hält etwas auf seine
Heimath, und spricht man von den landschaftlichen Schön-
heiten unseres Großherzogthums, so läßt er über seine Berg-
straße, über sein Heidelberg und sein Neckarthal beileibe
nichts Anderes gehen.
Will man gerecht sein, so muß bekannt werden, daß das
badische Unterland Naturschönheiten besitze, welche man in
den oberen Theilen vergeblich sucht. Denn, um den herrlichen
Landschaftsgarten unserer Bäderstadt an der Os nicht in Ver-
gleichung zu ziehen, da er dem Ober- und Unterlande gemein-
schaftlich angehört, so ist die Bergstraße mit ihren Rebhügeln,
gebracht. Darum möchten wir wünschen, sie besäßen das Privilegium, dieses
Luruskraut im ganzen Lande allein zu bauen.
21) Doch letten Andere diese Bezeichnung nicht von stehlen, sondern von
schmaußen her und beschränken die Geltung derselben auf das südöstliche Bau-
land bet Borberg und Adelsheim, wo die Gänsezucht sehr bedeutend ist,
und wo der Volksmund zweideutig „Gänschmauscher" spricht.
 
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