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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Schloß Staufenburg in der Mortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0361
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Die Erzählung hat nicht vor der Zeit zu beginnen, wo
die römische Kultur im Zehntland zu Ende war. Als die Höhe,
auf welcher unser Schlößchen thront, ihre Rolle spielte, lag
(llvitss Aurelia, die stolze Bäderstadt, lag die Ansiedelung an
der Kinzigthalmünde, von wo der Leugenzeiger auf Argentora-
tum wies, lagen all die Römersitze landauf, landab in Trüm-
mern, und nur dürftige Bevölkerung mochte Hausen unterem
Schutz der vorgeschobenen Festen, womit Rom noch im Todes-
kampf die Rheingränze festhielt.
Wie überall, so führte der Römer auch hier feinen Vertei-
digungskrieg offensiv. Auf dem linken Rheinufer lagen die
großen Garnisonsstädte und Arsenale; dazwischen dichte Linien
kleiner Besatzungen und Cantonnirungen. Zu ihrer Verbindung
dienten die herrlichen Straßen, eins der ersten Machtmittel
Roms, und an Einfluß geradezu vergleichbar mit dem jetzigen
Eisenbahnnetz in seiner politischen und militärischen Bedeutung.
Vielleicht wird die nächste Zukunft diese Aehnlichkeit zu klarster
Anschauung bringen.
Ein weiteres Communicationsmittel war der durch eine starke
Ruderflottille beherrschte Rhein. Dieser stoß aber nicht, wie
jetzt, in einem fast kanalartigen Bette inmitten seiner Ebene;
er zog in weiten Bogenarmen rechts und links an den Bergen
hin, die ganze Thalfläche in ein endloses Jnsellabyrinth ver-
wandelnd.
Freilich waren die Nebenarme zur Römerzeit schon seicht,
theilweise versumpft, doch war der Streif von fließendem und
stehendem Wasser, der am Fuß des Gebirges bei Offenburg
und Renchen hinzog, immer noch bedeutend genug, daß nach
ihm die Befestigungswerke der Römer sich richteten. Die vom
Gebirge hsrabkommenden Flüsse brachten ihm immer neuen Zu-
fluß, zumal zur Zeit der Schneeschmelze war er ein breiter
Wasserspiegel, da und dort „See" oder „Meer" genannt.
Zwischen diesem Ostrheine und dem Mittelbett lagen et-
liche große Inseln, welche durch Ketten von Wasserschlössern in
große befestigte Lager umgeschaffen waren. Hier kommt derje-
nige Theil dieser großen übers ganze Rheinthal sich erstreckenden
 
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