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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Schloß Staufenburg in der Mortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0438
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nie, die Reben mit den gerade damals so reichen Segen ver-
heißenden unreifen Trauben und die ObstbLume wurden um-
gehauen, das Amthaus drunten im Dorf und des Schultheißen
Haus brannten nieder. Die Leute flohen wieder mit ihrem Bis-
chen Habe in's hohe Gebirg und litten schweren Mangel.
Der Streit um die polnische Königskrone, wie manch'
anderer, welcher den Staufenberger Bauern gleich nah am Herzen
lag, hat Schaaren von Schanzern aus unsern Thälern nach
Kehl, nach Söllingen, nach Hornberg und an hundert
andere Orte entboten zur Kriegsarbeit. Die ohnehin so lichten
Wälder haben Massen schönen Holzes in die Lager und zumal
nach Kehl geliefert, so oft das letztere erobert, geschleift, neu
befestigt und wieder erobert wurde.
Stürme kamen noch recht viele, aber doch wird's dem Er-
zähler leichter um's Herz. Das Wehen einer neuen, besseren,
freieren Zeit ist inmitten alles Sturmgetöses fühlbar.
Die Durbacher Rebberge grünten wieder fröhlich, sie
trugen Wein von der besten Qualität, er war schon 1765
„meistens tzsi-tznissimi Lackeusis Mundwein". Aber besser noch
wurde er, als seit 1770 der Feldzeugmeister und kaiserliche Ge-
sandte bei'm schwäbischen Kreis, Freiherr von Ried, auf seinen
Rebhöfen im Staufenberger Amt eine wahre Mufterschule für
Reb- und Ackerbau anlegte.
Durch sein Beispiel kam Stallfütterung auf zum großen
Vortheil für Viehzucht und Forstwirthschaft. Jetzt endlich unter-
blieb nach und nach der verderbliche Waid gang in den Wäldern,
welcher z. B. den Stollenwald vernichtet hatte. Ried's Futter-
kräuterpflanzschule wird in der Landesvisitation von 1776
dem Landesherrn als höchst nachahmungswürdig empfohlen. Er
zuerst baute die Klingelberger Traube an, welche jetzt den
feurigsten der badischen Weine liefert. Noch heute steht sein
Josephsberger im Rang der Weinsorten obenan.
Jene Landesvisitation berichtet über den Zustand der Stau-
fenberger Thalleute, wie folgt: „Die Unterth anen sind größ-
tenteils von starker Leibeskonstitution, nähren sich vom Wein-
bau und Taglohn hauptsächlich und sind, wie alle Rebländer,
 
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