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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Die badische Landschaft Baar und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0455
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deren Hauptreviere die Donau und die Moore des weiten Riedes
zwischen Hüfingen und Pfohren bilden.
An vierfüßigen jagdbaren Thieren bietet unfere Land-
schaft nichts Besonderes. Der Wolf ist feit dem vorigen Jahr-
hundert verschwunden. Die Wolfsgruben, welche man noch
öfters in den Gehölzen der Waldthäler findet, zeugen von dem
Kriege, der von den Jägern gegen ihn geführt worden. Auch
der Edelhirsch, einst vorzugsweise heimisch in den großen
Buchenwäldern der „Länge", ist im Freien nicht mehr (oder
höchst selten) zu treffen. Eine nachhaltige Niederlage erlitt dort
sein Geschlecht im Jahre 1781, durch die großen Jagden vom
15ten bis zum 27ften August, wobei der überlebende Rest in
den neu angelegten fürstlichen Thiergarten Unterhölzer ein-
getrieben wurde 8), was auch mit den Wildschweinen geschah.
Nach dieser allgemeinen Ueberschau der Baar mag eine
kurze Darstellung der dasigen älteren Landwirthschast und
bäuerlichen Verhältnisse hier am rechten Orte sein. ,
Seit unordentlichen Zeiten (bis gegen den Schluß des
letztverwichenen Jahrhunderts) wurde das Ackerfeld in drei
„Oesche" geschieden und nach „Zeigen" (d. h. nach der Brache)
gebaut. Uralte Lehenurbare beweisen dieses; denn fast bei jedem
Grundstücke heißt es darin: „Zinset nach Zelg" so und so viel
Viertel Vesen oder Haber.
Vor der Einführung des Kartoffel- und Kleebaues hatte
jedes Jahr eines dieser Oesche reine Brache. Auf diese folgte
das nächste Jahr dann Korn (Spelz) und hie und da Roggen,
und im dritten Jahre kamen Haber, Bohnen, Linsenfrucht und
Gerste an die Reihe eine Ordnung, welche Jahrhunderte lang
die gleiche geblieben ist.
Die Wiesen waren eingetheilt in „einmähdige und in
Ohmdwiesen". Erstere bestanden aus solchen, die nur ein-

8) Prächtige Geweihe, aus dem vorigen Jahrhunderte stammend, zieren
die Gänge des fürstl. Schlosses zu Hüfingen, und haben ein erhöhtes Zn«
teresse neuerlich dadurch erhalten, daß die Köpfe sämmtlich in Reichs Atelier
über Natur geformt wurden.
 
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